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werden, werden sie von Aiden Speare [1971) nicht in die Grundformel in-
kludiert. [vgl. Kalter 1997, 44)
Michael P. Todaro [1969] ging in seinem Artikel „A Model of Labor Mig-
ration and Urban Unemployment in Less Developed Countries" auf die
Land-Stadt-Migration ein, die er mit dem Ansatz des Angebots- und Nach-
fragemodells von Arbeitskräften in der Stadt zu verbinden versucht. Diese
Theorie wurde in einigen folgenden Beiträgen [siehe unter anderen Harris,
Todaro 1970; Todaro 1976; Todaro 1980; Todaro 1986) von ihm und vie-
len anderen Autoren erweitert.20 [vgl. Chies 1994, 33; Dresel 2005, 43)
Den Prozess der Arbeitskräftemigration beschreibt Todaro anhand eines
einstufigen und eines zweistufigen Phänomens. Im ersten Fall migriert eine
Arbeitskraft von einem Land mit niedriger Produktivität zu einem Job in
eine Industriestadt mit höherer Produktivität. Dabei stellt sich die Frage,
inwieweit es möglich ist, Arbeit zu finden. Das folgende zweistufige Phä-
nomen ist laut Todaro realistischer. In der ersten Stufe findet die ungelernte
Arbeitskraft vom Land eine Arbeit in der Stadt, aber in einem traditionell-
ländlichen Sektor. Erst in der zweiten Stufe findet der/die Migrantin even-
tuell Arbeit in einem anderen Sektor. Das Zweistufenmodell lässt einerseits
zu, die Entscheidung der Migration und die Folgen für das Wachstum des
Industriesektors zu erforschen, und andererseits reale Einkommensunter-
schiede zwischen Land und Stadt und ihre Bedeutung zu analysieren. [
vgl.
Todaro 1969, 138f.]
Michael P. Todaro zufolge kann Migration als Investition in Humanpro-
duktivität verstanden werden, die Kosten und Gewinne nach sich zieht. [vgl.
Dresel 2005, 43) Das Modell beinhaltet zwei Variablen, die ausschlagge-
bend für die Analyse sind: die Differenz des realen Einkommens zwischen
Stadt und Land und die Wahrscheinlichkeit, in der Stadt Arbeit zu finden.
Hervorgehoben wird vor allem die Frage, wie lange ein/e Migrantin braucht
um einen Job zu finden. [vgl. Todaro 1969, 139f.] Der/Die potenzielle Mi-
grantin gewichtet seinen/ihren Lohnsatz (W) mit dem Faktor (1-yu), der
die Beschäftigungssituation wiedergibt. Der Faktor u gibt die Arbeitslosen-
20 Im folgenden wird ein Gesamtüberblick über die Theorien Todaros gegeben. Diese
beinhalten sowohl mikro- als auch makroökonomische Ansätze. Von den meisten
Autoren [Chies 1994; Dresel 2005] wird der Überblick zu Todaros Arbeiten den
mikroökonomischen Ansätzen zugeordnet.
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien