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lieh für die Entscheidung sein. Einflussnahmen auf die Wanderung können
nur über den erwarteten Lohn ausgeübt werden. [vgl. Massey, Graem 1993,
435f.]
Eine individualistische Interpretation des Push-Pull-Konzepts stammt von
Everett S. Lee [1966], die aufgrund der persönlichen Faktoren zu den mik-
roökonomischen Modellen gezählt werden kann. Er stellt Faktoren im Her-
kunfts- und im Zielgebiet in den Mittelpunkt seiner Untersuchung. [
vgl. Haug
2000, 8] Everett S. Lee definiert Wanderung als „ein[en] permanente{n] oder
semipermanente{n] Wechsel des Wohnsitzes" [Lee 1972, 117]. Er schränkt
Wanderung dabei nicht auf eine bestimmte Entfernung ein und sieht keine
Unterschiede zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Wanderung oder ex-
terner und interner Wanderung. Wesentliche Charakteristika der Wande-
rung sind daher der Herkunfts- und Bestimmungsort und intervenierende
Hindernisse, zu denen auch die Distanz gezählt wird. Nicht mit eingeschlos-
sen sind Wanderungen, wo kein dauerhafter Wohnsitz feststellbar ist, und
temporäre Migration. [vgl. Lee 1972, l 17f.] Everett S. Lee [1966; 1972],
der neben Wanderungsmotiven auch die Richtung der Wanderungsströme
untersuchte, unterteilt die Faktoren, die in die Entscheidung, zu wandern,
eingehen, in Faktoren in Verbindung mit dem Herkunftsgebiet und mit dem
Zielgebiet, intervenierende Hindernisse und persönliche Faktoren. Die ein-
zelnen Faktoren beeinflussen dabei das Individuum in unterschiedlicher Art
und Weise, und um die natürliche Trägheit zu überwinden, bedarf es we-
sentlicher Gründe für Migration, wobei die Entscheidung niemals völlig ra-
tional getroffen wird. Der Umfang der Wanderung wird stark bestimmt vom
Grad der Verschiedenartigkeit der Gebiete und der Unterschiedlichkeit der
Menschen. Hinzu kommen Faktoren wie die intervenierenden Hindernisse,
die Fluktuation in der Wirtschaft und der Grad des Fortschrittes in einem
Land, die das Migrationsverhalten beeinflussen. Im Vordergrund der Arbeit
stehen die Plus- und Minusfaktoren, die bestimmen, ob gewandert wird
oder nicht. [vgl. Lee 1972, 118ff.] Die wesentlichen persönlichen Charak-
teristika des Wanderers, vor allem, in welcher Lebensphase er sich befindet,
sind ebenfalls ein Kriterium. Dabei stellt Everett S. Lee fest, dass Wande-
rer die Merkmale der Bevölkerungen, sowohl des Herkunftslandes als auch
des Ziellandes, teilen. Wanderung ist selektiv - Wandernde sind also keine
Zufallsauswahl aus der Bevölkerung, da sie unterschiedlich auf Plus- und
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien