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aktive Rekrutierung erleichtert wird. Exogene Push-Pull-Faktoren sind vor
allem hohe Kriminalitätsraten und politische Instabilitäten, wobei die Frage
aufgeworfen wird, inwieweit bereits die wirtschaftlichen Faktoren die po-
litischen überlagern. Stick-Faktoren lassen sich im Gegensatz zu den Push-
Pull-Faktoren nur sehr schwer messen. Nach Ashnie Padarath und anderen
[2003) würde eine Verbesserung der Sicherheit im jeweiligen Land generell
und am Arbeitsplatz im Besonderen zu einer geringeren Wanderung führen.
Auch Patriotismus ist ein wesentlicher Stick-Faktor. [vgl. Padarath et al.
2003, o. S.]
Mireille Kingma [2001] teilt die Gründe der Migration in drei Kategorien
ein: ,,improved learning and practice opportunities (professional develop-
ment); better pay and working conditions (quality of life); personal safety"
[Kingma 2001, 206). In dieser Studie wird der Fokus vor allem auf die
Situation der Entwicklungsländer gerichtet. In Bezug auf die Kategorie der
,,beruflichen Entwicklung" argumentiert Mireille Kingma [2001], dass Pfle-
gekräfte aktiv die Möglichkeit suchen, sich weiterzubilden, und diese Am-
bitionen oftmals zur Migration führen. Unter dem Aspekt „quality of life"
beschreibt sie die Suche von Individuen nach besseren Lebensbedingun-
gen, einer höheren Lebensqualität und in diesem Zusammenhang auch die
Möglichkeiten von vermehrten Chancen auf dem Arbeitsmarkt und einem
sozialen Aufstieg durch die höhere Ausbildung der Familienmitglieder im
Zielland. Weitere Aspekte betreffen auch instabile Gesundheitssysteme und
die damit verbundenen Finanzierungsprobleme. Dies geht in der Regel mit
niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen einher. [
vgl. Kingma
2001, 206ff.] So wird berichtet, dass das Personal in Osteuropa im Gesund-
heitsbereich teilweise auf Trinkgelder angewiesen ist. [vgl. Walgate 2002,
421) Dieser Faktor scheint einen wesentlichen Einfluss auf die Entscheidung
auszuüben. [vgl. Kingma 2001, 207) Die dritte Kategorie bezieht sich auf
,,personal safety". Inadäquate Ressourcen bedeuten vielfach einen unzurei-
chenden Schutz für das Gesundheitspersonal. Zusätzlich werden oftmals
keine oder unzureichende Gesetze erlassen, die Schutz bieten würden, oder
wenn solche bestehen, sind Gesundheitsberufe dezidiert davon ausgeschlos-
sen. Ein weiterer Aspekt sind schließlich gewalttätige Übergriffe, die in den
letzten Jahren angestiegen sind. In den skandinavischen Ländern können
rund 25 % aller Gewalttaten am Arbeitsplatz dem Gesundheitssektor zu-
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien