Seite - 103 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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sungen auch für die zentral- und osteuropäischen Länder eine ausschlag-
gebende Begründung für Migration darstellen. Miguel Le6n Ledesma und
Matloob Piracha [2004] betrachten diesen Faktor im Zusammenhang mit
Arbeitslosigkeit. Arbeitslose sind temporär in Westeuropa tätig. Damit ha-
ben diese Personen einerseits die Möglichkeit, kurze Zeit mehr zu verdienen,
wovon auch die Familien profitieren, andererseits erwerben sie auf diesem
Weg weitere Fähigkeiten, die eine Rückkehr in das Heimatland erleichtern.
[vgl. Le6n-Ledesma, Piracha 2004, 65f.] Der Begründung von Migration
anhand des Aspekts der Geldüberweisung muss jedoch wiederum vor dem
Gesichtspunkt des Pendlerwesens betrachtet werden. Pendler sind dadurch
charakterisiert, dass sie weiter in ihrem Herkunftsland wohnen. Dies führt
dazu, dass Personen bei großen wirtschaftlichen Unterschieden zwischen
den Ländern Kostenvorteile haben. [vgl. Hönekopp 2004, 38] Vor allem
im Zusammenhang mit der Erweiterung der Europäischen Union ist dies
von besonderer Bedeutung. [vgl. Krieger 2004, 67] Trotz der umfassenden
Literatur zu Löhnen und ihren Auswirkungen wird zusätzlich die Frage
aufgeworfen, warum zwischen manchen Ländern trotz hohen Lohnunter-
schieden nicht gewandert wird. So besteht zwischen einigen europäischen
Ländern ein Lohnverhältnis von 3 zu 1. Trotzdem wandern die Arbeitkräfte
zwischen bestimmten Ländern nicht und zwischen anderen sehr wohl. [
vgl.
Tassinopoulos, Werner 1999, 8; Skar 2001, 45f.] Dies zeigt, dass der Aspekt
der Entlohnung nicht allein ausschlaggebend für Wanderung ist.
Ein weiterer ökonomischer Faktor, der in der Literatur diskutiert wird, ist
die Beschäftigungssituation beziehungsweise -möglichkeit [vgl. Tassino-
poulos, Werner 1999, 8] und die Arbeitslosigkeit [vgl. Vaughan-Whitehead
2004, 335ff.]. Beide Bereiche sind bereits in der Theorie und in der Empirie
vielfach diskutiert und stets als Einflussfaktoren identifiziert worden (sie-
he Kapitel 2 und 3). Auch im Bereich der Pflegekräftemigration wird der
Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten erwähnt, der in vielen Staaten auf
schlechte Infrastruktur und schlechtes Management im Gesundheitssystem
zurückgeführt werden kann. [vgl. Padarath et al. 2003, o. S.] Dies muss
auch noch um die Frage nach der Situation betreffend Arbeitszeit [vgl. Si-
moens et al. 2005, 25f.] und arbeitsbedingte Risiken komplettiert werden.
So hat die International Labour Organization Gesundheitsberufe als eine
der gefährlichsten Arbeiten eingestuft. [vgl. Kingma 2001, 208ff.]
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien