Seite - 128 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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5.3 Pflegekräftemigration nach Österreich
Die Entwicklung des Pflegeberufes in Österreich war, durch die wechseln-
den territorialen Grenzen der ehemaligen Donaumonarchie, verschiedens-
ten Einflüssen ausgesetzt. Je nach Zeitpunkt der Betrachtung kann von
einer ungarischen, tschechischen, slowakischen, italienischen, polnischen
oder deutschen Pflegegeschichte gesprochen werden. [vgl. Steppe 1996,
18ff.] Die Anfänge der planmäßigen Ausbildung - die erste Krankenpfle-
geschule der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde im Jahr 1874 in
Prag gegründet [vgl. Biwald 2007, 18) - und Entlohnung des Pflegeberufes
kann allgemein auf das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert datiert werden,
wobei in Österreich selbst der Entwicklungsprozess erst im 20. Jahrhun-
dert einsetzte. Hervorgehoben werden kann die Säkularisierung karitativer
Dienstleistungen, Kriege, bürgerliche Revolutionen und Frauenbewegun-
gen, die alle zur Herausbildung des Berufes und des damit verbundenen
Bedarfs außerfamiliärer Pflege geführt haben. Hinzu kam die Entwicklung
des Gesundheitssystems, das Einfluss auf die Entstehung des Berufs nahm.
[vgl. Steppe 1996, 18ff.] Die starke Verflechtung in den früheren Zeiten mit
anderen europäischen Ländern - vor allem Nachbarländern - spiegelt sich
auch in der Entwicklung der Wanderung von Pflegekräften in den letzten
30 Jahren - vor allem seit den Erweiterungen der Europäischen Union -
wider.
Im Rahmen des österreichischen Pflegeberichts [ÖBIG 2006) wurde erhoben,
dass in Österreich zwischen 60.000 und 80.000 Menschen im Pflegeberuf
tätig sind. Wesentliche Einsatzbereiche sind Krankenhäuser, Alten- und Pfle-
geheime, Pflege in Privathaushalten und die Mobile Pflege [vgl. ÖBIG 2006,
lff.], wobei in bestimmten Bereichen bereits ein Mangel an Pflegekräften
festgestellt wurde. [vgl. Krajic et al. 2003, 26] Auch Langzeitarbeitslosigkeit
findet man kaum vor. [vgl. Mosberger et al. 2007, o. S.] Um so mehr stellt
sich die Frage nach dem quantitativen Anteil an Pflegekräften, die nicht in
Österreich ausgebildet wurden, aber hier tätig sind. Diese werden jedoch
in Österreich nicht standardisiert erfasst.66 Den Ausgangspunkt der Ana-
66 Die Diskussion zur Migration von Pflegekräften wird in Österreich vor allem vor
dem Gesichtpunkt der 24-Stunden-Pflege/-Betreuung diskutiert. Hierbei lassen sich
Schätzungen zwischen 20.000 und 60.000 Pflegekräften finden, die aus Ländern wie
der Slowakei und der Tschechischen Republik im 14-tägigen Turnus nach Österreich
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien