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Kollaborierende Roboter in der Pflege …
1.5 Assistenzrobotik in der Pflege
Können Systeme aus der industriellen Mensch-Roboter-Kollaboration einen Ansatz für
Assistenzsysteme in Pflegeinstitutionen liefern? Sind Roboter generell eine Option, das
Pflegepersonal zu entlasten? Was könnte die Zukunft bringen und was ist bereits im
Pflegealltag angekommen? Was wird in anderen Volkswirtschaften getan?
Ein Blick nach Japan zeigt, dass Robotertechnik tatsächlich zur Entlastung der
Pflegekräfte eingesetzt werden kann. Keine andere Industrienation überaltert so schnell
wie Japan, daher wurde hier schon frühzeitig Forschung an entsprechenden Systemen
betrieben. Es existieren in japanischen Forschungseinrichtungen und Pilotinstallationen
eine Reihe entsprechender Prototypen, jedoch hat sich selbst dort noch kein System
wirklich durchsetzen können. Neben Hol- und Bringdiensten sind in der japanischen
Forschung vor allem Systeme zum Heben, Tragen und Stützen von Pflegebedürftigen
im Fokus. In Deutschland gibt es ebenfalls eine Reihe von Forschungsprojekten zu
dem Thema Pflegeautomatisierung. Hier werden ebenfalls Hol- und Bringdienste auto-
matisiert, jedoch fokussiert man eher auf die Unterstützung des Pflegepersonals. Auto-
nome Pflegewagen sollen zum Beispiel das Personal stationärer Pflegeeinrichtungen
unterstützen, indem Pflegeutensilien automatisch bereitgestellt werden. Der am Fraun-
hofer IPA entwickelte Care-O-bot kann daneben bereits einfache Assistenzfunktionen im
häuslichen Umfeld übernehmen (Sorell und Draper 2014).
Für die Entwicklung von Assistenzsystemen in der Pflegeautomatisierung bietet sich
auch die Verwendung der oben beschriebenen MRK-Roboter in einer pflegespezifischen
Systemtechnik an. Im Gegensatz zu den bisherigen Forschungsansätzen besteht hier die
Möglichkeit, auf technisch verfügbare, standardisierte und somit auch wirtschaftlich
interessante Automatisierungssysteme zurückzugreifen. Im Bereich der MRK existiert
zudem ein beträchtliches Know-how, das dann auch für Neuentwicklungen in anderen
Anwendungsfeldern verfügbar wäre. Die bisher im Fokus der Pflegeautomatisierung ste-
henden Assistenzfunktionen wie Holen, Bereitstellen, Anreichen, Bringen sind zudem
aus Anwendungen der industriellen Handhabungstechnik bereits bekannt und in viel-
fältigen Formen gelöst.
Die Gefährdung des Menschen muss ausgeschlossen werden, die Sicherheit hat
unbedingte Priorität. Dies ist jedoch kein Dogma der Pflegeautomatisierung. Auch in
den bisherigen Einsatzbereichen der MRK ist die Sicherheit für den Menschen jeder-
zeit zu gewährleisten. Hier existieren zudem eine Reihe von Erfahrungen, Methoden und
nicht zuletzt Vorschriften, die genau beschreiben, wie Betriebssicherheit festgelegt und
gemessen wird. Wenn diese Erkenntnisse um Methoden des Human-Factor-Engineerings
erweitert und die Mensch-Maschine-Schnittstellen auf die neuen Anwendungen adaptiert
werden, dann steht z. B. einem Einsatz eines MRK-Roboterarms auf einem autonomen
Pflegewagen nichts mehr im Wege.
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