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14 H. Buxbaum und S. Sen
1.9.2 Simulation in Automation und Robotik
Im Umfeld der Automatisierungstechnik werden seit vielen Jahren Simulationssysteme
eingesetzt; dabei wird grundsätzlich zwischen diskreter und kontinuierlicher Simula-
tion unterschieden (Law und Kelton 2000). Bei der diskreten Simulation verändern sich
die Zustandsvariablen unmittelbar zu bestimmten Zeitpunkten. Bei der kontinuierlichen
Simulation ändern sich die Zustandsvariablen kontinuierlich, unter Umständen können
jedoch auch Sprungfunktionen enthalten sein. Während kontinuierliche Systeme zu
jedem belieben Zeitpunkt definiert und messbar sind, z. B. die kontinuierliche Bewegung
eines Pendels (Bossel 1994), sind die Systemzustände von diskreten Systemen deutlich
voneinander abgegrenzt (Banks et al. 2010).
In den klassischen Anwendungsfeldern der Automatisierungstechnik findet man die
kontinuierliche Simulation in Anwendungen der Mehrkörpersimulation. Diese wird zur
Untersuchung des kinematischen Verhaltens von Systemen eingesetzt, die aus mehreren
Komponenten (starren Körpern) bestehen. In einfacheren Systemen werden dabei ledig-
lich die kinematischen Beziehungen der mathematischen Transformation in der Robotik
dargestellt, z. B. um in der Arbeitsvorbereitung Roboterprogramme zu erstellen oder in
der Anlagenplanung Robotersysteme auszulegen. Bisweilen werden auch äußere Kräfte
und Momente und Masseträgheiten sowie die Reibung in Gelenken berücksichtigt. Sol-
che Simulationssysteme werden z. B. bei der Konstruktion von mechatronischen Kom-
ponenten eingesetzt oder auch bei der virtuellen Inbetriebnahme von Roboteranlagen.
Die Einbeziehung des Menschen in der kontinuierlichen Simulation wird durch Ergo-
nomiesimulatoren geleistet. Diese werden bei der Auslegung manueller Arbeitsplätze
eingesetzt, um Greifbewegungen anhand eines Menschmodells zu studieren und ergo-
nomisch zu optimieren. Das menschliche Bewegungsverhalten wird dabei ebenfalls mit-
hilfe von Mehrkörpersystemen modelliert.
Diskrete Simulationssysteme reagieren auf Ereignisse oder Zeitpunkte. Sie werden
eingesetzt, um z. B. logistische Ketten zu analysieren, Warteschlangen oder Lagerkapazi-
täten zu dimensionieren oder Antwortzeiten stochastischer Systeme zu prognostizieren.
Bei der ereignisdiskreten Simulation erfolgen die Zustandsänderungen sprunghaft durch
das Auftreten eines Ereignisses, wie z. B. das Eintreffen eines Sensorsignals (Banks
et al. 2010). Die Einbeziehung des Menschen in diskreten Simulatoren wird ebenfalls
über Ereignisse definiert, die z. B. ein Werker im Produktionsprozess zu leisten hat. Im
Prinzip wird dabei mit Zeiten und Wahrscheinlichkeiten gearbeitet, die die Leistung des
Werkers quantitativ in das Gesamtsystem übernehmen.
Die Einbeziehung des Menschen in den klassischen Simulatoren der Auto-
matisierungstechnik und Robotik ist also gegeben, jedoch sehr stark auf die jeweilig
zugrunde liegende Simulationsmethodik bezogen. Geht es in der kontinuierlichen Simula-
tion um physikalische Aspekte wie Greifraumdimensionierung oder Geschwindigkeit der
menschlichen Bewegung, so sind in der ereignisorientierten Simulation vor allem Takt-
zeiten und Ausfallwahrscheinlichkeiten gefragt. Arbeitspsychologische Erkenntnisse sind
nicht, zumindest nicht direkt, aus diesen Simulationen ableitbar. Daher ist der Einsatz
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