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16 H. Buxbaum und S. Sen
neuer Mitarbeiter, für die Personalentwicklung und für die Öffentlichkeitsarbeit der
Betreiber verwendet. Daneben sind arbeitswissenschaftliche und psychologische Aspekte
(Human Factors) Teil von Full-Scope-Simulationen. Dazu zählen Untersuchungen zu
Wahrnehmung, Aufmerksamkeitssteuerung und Situation Awareness.
1.9.4 Human Factors und Situation Awareness
Die wissenschaftliche Disziplin Human Factors wird definiert als das Verständnis von
Interaktionen zwischen dem Menschen und anderen Systemelementen. Darunter sind
vor allem Methoden, Theorien und Prinzipien zu verstehen, die zur Optimierung des
menschlichen Wohlbefindens und zu der Gesamtsystemleistung beitragen (Czaja und
Nair 2012). Der Begriff „Human Factors“ ergibt sich aus den psychischen, kognitiven
und sozialen Einflussfaktoren in soziotechnischen Systemen. Ein Schwerpunkt liegt im
Design von Mensch-Maschine-Schnittstellen, insbesondere bei Sicherheitsfragen und
psychologischen Aspekten (Badke-Schaub et al. 2012).
Durch den zunehmenden Automatisierungsgrad bekommen menschliche Fertigkeiten
im System eine andere Rolle, zum Beispiel in Form von Kontrolltätigkeiten. Es stellt
sich die Frage, welche Eigenschaften des Menschen, zum Beispiel in der Kooperation
mit Robotern, berücksichtigt werden können und sollten. Dabei spielen unter anderem
die Themen Umgebungsgestaltung, Aufgabenzuweisung und Verantwortlichkeiten eine
wichtige Rolle.
Wahrnehmung ist eine bewusste sensorische Erfahrung (proximaler Reiz mit nach-
folgender Informationsverarbeitung), die durch einen physikalischen, distalen Reiz
hervorgerufen wird, z. B. Sehen, Hören, Schmecken und Riechen, Tast- und Schmerz-
sinne. Die Wahrnehmung kann danach beispielsweise ein auditiver bzw. visueller Pro-
zess sein, wobei auch weitere Wahrnehmungskanäle in Betracht kommen können. Für
die Wahrnehmung von Umweltreizen müssen diese auf ein Sinnesorgan treffen. Die
Rezeptoren des Sinnesorgans wandeln die Reize in elektrische Signale um, die über
Nervenbahnen an das Gehirn geschickt werden. Die von den Rezeptoren erzeugten Sig-
nale werden auf dem Weg zum Gehirn und im Gehirn selbst analysiert und verarbeitet,
bis schließlich ein bewusstes Wahrnehmungserlebnis eintritt. Wahrnehmungsbeein-
flussende Umweltfaktoren, die in einer Full-Scope-Simulation eine Rolle spielen könn-
ten, sind u. a. Beleuchtung, Lärmexposition und Vibrationen.
Ein Blick in den menschlichen Wahrnehmungsprozess zeigt, dass am Ende der
Informationsverarbeitung idealerweise umfassende mentale Modelle entstehen, die
Situationswahrnehmungen ermöglichen. Von den einströmenden Reizen der Außen-
welt werden nur diejenigen aufgenommen und dann handlungsrelevant, denen aus der
Fülle der einströmenden Reize aufgrund von Erfahrung, Erwartung oder Einstellungen
Aufmerksamkeit gewidmet wird (Wenninger 1991). Der Prozess, wie Personen eine
große Menge an Informationen wahrnehmen und geistig repräsentieren, um in einer
gegebenen Situation effektiv handeln zu können, wird von Endsley als Situation Aware-
ness bezeichnet (Endsley 1995a, b).
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