Seite - 53 - in Pflegeroboter
Bild der Seite - 53 -
Text der Seite - 53 -
533
Erfahrungen aus dem Einsatz von Pflegerobotern …
Einfluss darauf, als wie nützlich die älteren Personen den Roboter wahrnahmen. Zwei
Teilnehmende sahen den Roboter als Personifikation ihrer Unfähigkeit: „Danke viel Mal.
Ja. Auf Wiedersehen. Hoffentlich nicht sehr bald.“ („Danke vielmal. Jo. Uf Wiederseh.
Hoffed mir, nöd so gschwind wieder.“)1 Dies steht im Einklang mit den Befunden von
Fischinger et al. (2016), nach denen einige Teilnehmende der Meinung waren, dass der
Roboter in der Tat hilfreich sein könnte, aber dass sie selbst noch zu gesund oder aktiv
waren, als dass sie momentan ein solches Gerät bräuchten. Möglicherweise war dies der
Grund, weshalb zwei Teilnehmende am Schluss der Studie kein Foto mit dem Roboter
mitnehmen wollten. Das wäre vergleichbar damit, ein Foto von jemandem im Rollstuhl
zu machen, obwohl derjenige eigentlich keinen braucht. Die körperliche Unabhängigkeit
ist ihnen wichtig und dies möchten sie auch zeigen.
Es ist ermutigend, dass diejenigen Teilnehmenden, die vermutlich den größten Bedarf
an Unterstützung eines Roboters haben, den Roboter am meisten akzeptieren. Jedoch
könnte die Stigmatisierung, die mit der Assoziierung des Roboters mit einem Verlust
der Unabhängigkeit einhergeht, die zukünftige Einstellung von Personen mit weniger
schweren Beeinträchtigungen negativ beeinflussen. Dies, obwohl letztere von der Unter-
stützung profitieren könnten, um beispielsweise Verletzungen vorzubeugen.
Es sollte daher versucht werden, hervorzuheben, wie ein Roboter auch für ältere
Menschen ohne oder mit nur geringer Beeinträchtigung nützlich sein kann. Viele Robo-
ter enthalten bereits Unterhaltungssysteme oder Telekommunikationstechnologien.
Ältere Personen mit der Einstellung, dass Roboter „Zerstörer des menschlichen Kon-
takts“ seien, nahmen aufgrund von Neugierde trotzdem freiwillig an der Studie teil. Dies
kann bedeuten, dass ältere Menschen, die generell gegen den Einsatz von Robotern in
Gesundheitseinrichtungen sind, nach einer begleiteten Einführung und Anleitung zum
Umgang mit dem Roboter eine positivere Sichtweise auf die Robotik adaptieren wür-
den. Vielleicht kann der Roboter auch als Spielzeug betrachtet werden und als etwas, das
Spaß bereitet, ohne ihn zu brauchen. Dies könnte helfen, den Roboter als nützlich zu
sehen, auch wenn man keine altersbedingten Einschränkungen hat. Es wäre eine weitere
Studie wert, ob es vorteilhaft wäre, wenn der Roboter mehr als Quelle der Unterhaltung
empfunden wird, statt nur als ein Gerät, welches Selbstständigkeit im Alltag unterstützt.
3.8.2 Umgang mit dem Roboter und Herausforderungen bei der
Interaktion
3.8.2.1 Folgen mangelnder Erfahrung
Keiner der Teilnehmenden hatte Erfahrung im Umgang mit Robotern. Dies beeinflusste
das Verhalten der älteren Personen vor allem in drei Situationen: 1) wenn der Robo-
ter zwei verschiedene Möglichkeiten bot, 2) wenn die ältere Person einen spezifischen
1Direktes Zitat von einem Teilnehmer, das in seiner deutschen Übersetzung sowie wie dem
ursprünglichen schweizerdeutschen Dialekt notiert wurde.
zurück zum
Buch Pflegeroboter"