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Sozial interagierende Roboter in der Pflege
Eine besondere Herausforderung besteht in der fein abgestimmten Koordination der
multimodalen Verhaltensweisen eines Roboters wie Körperhaltung, Gestik und Sprache,
um soziale Interaktionen zwischen Mensch und Roboter zu ermöglichen.
Im vorliegenden Beitrag wird ein Überblick zu sozial interagierenden Robotern in der
Pflege gegeben. Sozial interagierende Roboter unterscheiden sich von reinen Service-
robotern dadurch, dass sie während der Ausführung von Diensten Verhaltensweisen
emulieren, die an der zwischenmenschlichen Kommunikation orientiert sind. So würde
eine sozial interagierende Hebehilfe eine Person nicht nur umlagern, sondern beispiels-
weise auch mitfühlend nachfragen, ob die Person nun bequem liegt. Bemerkt sei, dass
die Interaktion nicht unbedingt in natürlicher Sprache erfolgen muss. In einigen Fällen
kann es durchaus sinnvoll sein, ausschließlich über soziale und emotionale Hinweise
mit einem Artefakt zu interagieren. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die mit einem wei-
chen Fell ausgestattete Kuschelrobbe Paro, die mittels Sensorik auf Berührungen und
Geräusche von Nutzern reagiert.
Mit der Entwicklung sozial interaktiver Roboter geht der Wunsch einher, die
Mensch-Maschine-Kommunikation anthropozentrischer und persönlicher zu gestalten.
Das mühsame Erlernen von Kommandos entfällt, da die Menschen so mit der Maschine
interagieren können, wie sie es aus der zwischenmenschlichen Interaktion gewöhnt sind.
Es geht jedoch nicht nur um einfache Bedienung. Die Nutzung von technischen Arte-
fakten soll zu einer positiven Erfahrung werden. Im Idealfall kommt es zu einer ver-
trauensvollen Beziehung zwischen Mensch und Roboter. D. h., der Roboter wird nicht
nur als Werkzeug gesehen, sondern seine Rolle wandelt sich zum persönlichen Begleiter
oder sogar zum Freund.
Der vorliegende Beitrag skizziert den aktuellen Forschungs- und Entwicklungs-
stand zu sozial interagierenden Robotern. Abschn. 4.2 identifiziert Anforderungen,
welche für sozial interagierende Roboter erfüllt sein müssen, um bei Nutzerinnen und
Nutzern auch längerfristig auf Akzeptanz zu stoßen. Dabei liegt der Fokus auf der Sicht
der Pflegebedürftigen. In Abschn. 4.3 werden grundlegende Techniken zur Realisierung
wichtiger Eigenschaften sozial interagierender Roboter wie Empathie und sozial situ-
iertes Lernen erläutert. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den sprachlichen Fähig-
keiten von Robotern, durch welche eine intuitive Kommunikation zwischen Mensch und
Maschine ermöglicht werden soll. Abschn. 4.4 illustriert Einsatzmöglichkeiten sozial
interagierender Roboter in der Rolle von Physiotherapeuten, Gesundheitsberatern, Spiel-
gefährten und Kuscheltieren. In Abschn. 4.5 geht es um die Gestaltung von sozial inter-
agierenden Robotern, wobei wir nicht nur ihr Erscheinungsbild, sondern vor allem auch
ihre kommunikativen Verhaltensweisen betrachten. Abschn. 4.6 gibt einen Überblick zu
Studien zur Wirkung von sozial interagierenden Robotern. Das Kapitel schließt mit einer
Konklusion.
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