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Sozial interagierende Roboter in der Pflege
Aufgaben wie Wetterberichte eignet. Für soziale Dialoge werden dagegen häufig Daten-
sätze mit menschlichen Äußerungen erstellt, aus denen das System lernen soll, welcher Satz
in der jeweiligen Situation angebracht ist (Serban et al. 2018). Anschließend wird der Text
mittels einer künstlich erzeugten Stimme ausgegeben. Diese basiert auf Audiodaten, wel-
che zuvor von einem menschlichen Sprecher aufgezeichnet wurden. Zurzeit gibt es zwei
verbreitete Ansätze (Aylett et al. 2017) dafür: Der sogenannte Unit-Selection-Ansatz zerlegt
diese Aufnahmen in elementare Bausteine wie typische Redewendungen, einzelne Worte
oder Phoneme und setzt sie neu zusammen. Bei parametrischer Synthese wird mit den
Audiodaten ein statistisches Modell trainiert, welches zwar weniger natürliche Ergebnisse
liefert, aber dafür weniger darauf angewiesen ist, dass die benötigten Lautkombinationen
oft genug in den Sprachaufnahmen vorkamen. Üblicherweise können auch die Lautstärke
und Geschwindigkeit der Sprachsynthese an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst werden,
damit diese so verständlich wie möglich ist. Um verschiedenen Einsatzzwecken gerecht zu
werden, bieten manche Firmen außerdem nicht nur Stimmen unterschiedlichen Geschlechts
an, sondern auch Kinderstimmen, verschiedene Akzente oder Varianten mit emotionaler
Färbung. Allerdings konzentriert sich das Angebot dafür bisher auf Englisch und Sprachen
mit ähnlicher weltweiter Verbreitung.
Bemerkt sei, dass sozial interagierende Roboter nicht nur Dialoge mit dem Men-
schen führen, um eine funktionale Aufgabe zu erfüllen, wie z. B. das Erinnern an das
Einnehmen von Medikamenten, sondern auch, um eine vertrauensvolle Beziehung zu
dem Menschen herzustellen. Bickmore und Cassell haben unterschiedliche Techniken
zum Aufbau eines Vertrauensverhältnisses (Bickmore und Cassell 2001) untersucht, wie
beispielsweise Small Talk (Bickmore und Cassell 1999). Das von Bickmore und Cassell
implementierte System berücksichtigt bei der Planung eines Gesprächs die zwischen-
menschliche Nähe, das jeweilige Thema sowie dessen Relevanz, Aufgabenziele und
logische Vorbedingungen. Ziel bei der Auswahl des nächsten Gesprächsabschnitts ist
die Maximierung des Nutzervertrauens. Im Rahmen einer durchgeführten Studie konnte
gezeigt werden, dass Small Talk bei extrovertierten Personen einen positiven Einfluss auf
deren Vertrauen in das System hatte.
4.3.2 Empathisches Verhalten
Die Entwicklung von Maschinen mit der Fähigkeit zur Empathie stellt Forschung und
Entwicklung vor erhebliche Herausforderungen. Zum einen werden ausgefeilte Techni-
ken zur Analyse von Gefühlszuständen eines Nutzers benötigt, die sich meist unbewusst
in dessen Gesichtsausdruck, Gestik, Körperhaltung und Sprache widerspiegeln.
Zum anderen muss der maschinelle Interaktionspartner über die Fähigkeit verfügen,
sich in die Gefühle eines Nutzers, wie z. B. Stress oder Ärger, hineinzuversetzen und
angemessen darauf zu reagieren. In diesem Abschnitt soll auf die technischen Voraus-
setzungen zur Realisierung empathischer Roboter eingegangen werden. Für eine aus-
führlichere Darstellung verweisen wir auf (André 2014).
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