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78 K. Janowski et al.
Spielzeugfirmen bieten Roboter an, welche für diese Anwendung in Betracht kommen
(Heerink et al. 2013). Dazu gehören beispielsweise Hasbros FurReal Friends12 oder der
Dinosaurier Pleo13.
Eine Kernfunktion dieser Roboter ist es, ihre Nutzer zu fürsorglichem Verhalten wie
Streicheln, Füttern und Spielen zu ermuntern und sie dadurch aus der Reserve zu locken
oder negative Gefühle wie Einsamkeit und Kummer zu lindern. Zudem können sie auch
ein Werkzeug zur Selbstreflexion sein. Beispielsweise können sie auf bestimmte Reize
emotional reagieren und den Nutzer dadurch motivieren, sein Verhalten zu ändern. Mög-
lich ist auch, emotionale und physiologische Zustände zwischen Mensch und Roboter
zu synchronisieren, um den Betroffenen ihren aktuellen Zustand zu veranschaulichen.
Um das Potenzial dieser Anwendung zu erkunden, haben Aslan et al. (2016) ein Stofftier
mit einem motorisierten Brustkorb ausgestattet. Dieser kann durch die Atembewegung
eines Nutzers gesteuert werden, welche über einen Sensorgurt um dessen Brust erkannt
wird. Das Stofftier soll besonders Nutzern, welche noch keine Erfahrung mit Meditation
haben, den Zugang zu achtsamkeitsbasierten Techniken (auch bekannt als „Mindfulness
Based Stress Reduction“ oder MBSR) erleichtern.
4.5 Gestaltung von sozial interagierenden Robotern
Beim Entwurf von sozial interagierenden Robotern stehen die Entwickler vor der Frage,
welches Erscheinungsbild sie diesen geben sollen und welche Verhaltensweisen einzu-
programmieren sind. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass bereits wenige Schlüssel-
merkmale genügen, damit Menschen auf Roboter oder virtuelle Charaktere ähnlich
reagieren wie auf ein menschliches Gegenüber. Es ist daher zu erwarten, dass diversi-
fizierende Merkmale von virtuellen Charakteren und Robotern ähnlich wahrgenommen
werden wie diversifizierende Merkmale von Menschen.
Studien haben gezeigt, dass ältere Menschen diskrete, kleine Roboter mit menschen-
oder haustierähnlichem Verhalten gegenüber großen humanoiden Robotern bevorzugen
(Broadbent et al. 2009; Wu et al. 2012). Darüber hinaus werden sich langsam bewegende
Roboter mit weiblicher Stimme, weniger autonomem Verhalten und seriösem Aussehen
mit einer höheren Wahrscheinlichkeit akzeptiert (Broadbent et al. 2009). Auch reagieren
ältere Personen nachweislich positiv auf soziale Roboter, die ihr soziales Verhalten der
Ernsthaftigkeit der aktuellen Aufgabe oder Situation anpassen (Goetz et al. 2003).
Roboter sollten nicht bedrohlich, sondern gutherzig (Broadbent et al. 2009; Frennert
et al. 2012) in Erscheinung treten. Je realistischer das Gesicht, desto glaubwürdiger und
geselliger wird der Roboter wahrgenommen (Spiekman et al. 2011). Das Erscheinungs-
bild allein genügt jedoch nicht. Sieht der Roboter sehr menschenähnlich aus, kann aber
12https://www.hasbro.com/de-de/brands/furreal/toys-games.
13http://www.pleoworld.com/pleo_rb/eng/lifeform.php.
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