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2. PORTRÄTGRAFIK IN DER KAISERLICHEN
PRIVATBIBLIOTHEK
Eine umfassende Darstellung einer druckgrafischen Bildnissammlung setzt
die Miteinbeziehung sämtlicher Erscheinungsformen von Porträtgrafik vo-
raus, die darin auftreten. Dies können zum einen lose Blätter sein, die in
unterschiedlichen druckgrafischen Techniken wie Holzschnitt, Kupferstich,
Radierung oder Schabkunst, später auch Stahlstich oder Lithografie, unter-
schiedliche Gattungen von Personendarstellungen wiedergeben. Man begeg-
net Einzelporträts, Doppelporträts, Familienporträts, Gruppenbildern, Por-
trätreihen (meist unter gemeinsamen historisch-biografischen Kontext, wie
etwa die Gesandten zu einem bestimmten Kongress), oder Porträttafeln mit
kleinformatigen Medaillons oder Brustbildern, etwa sämtlicher Päpste seit
dem Apostel Petrus.
Porträtstiche gehörten vom 17. bis zum 19. Jahrhundert zu den häufigs-
ten Illustrationen von Büchern.44 Nicht selten wurden sie von Händlern oder
Sammlern aus diesem Kontext herausgelöst, um in der Folge als lose Blät-
ter einer Einzelblattsammlung einverleibt zu werden. Umgekehrt können
Sammlungen von Einzelblattporträts wiederum einem gedruckten Werk zu-
grunde liegen.45 Als abgelöstes Einzelblatt konnte man einen Porträtstich
dann in einen Band von leerem Papier montieren, wie dies über Jahrhun-
derte bei Grafiksammlungen verbreitet war. Solche Klebebände, Alben,
die oft mit kostbaren Einbänden versehen wurden, boten dem Sammler die
Möglichkeit, Porträtstiche von unterschiedlichem Format nach eigenen in-
haltlichen oder ästhetischen Kriterien zu arrangieren. Klebealben mit grafi-
schen Bildnissen vom 16. bis in das frühe 19. Jahrhundert finden sich heute
noch vielfach in Museen und Bibliotheken.46
Dass sich Franz I. als Sammler auch für derartige geschlossene Samm-
lungskomplexe interessierte, belegen fünf in ihrer Art äußerst seltene Kle-
bealben des Geistlichen und Grafiksammlers Alois Auerbach, die sich in
44 Vgl. dazu Berghaus (1995) bzw. Katalog Zürich (1984).
45 Ein Beispiel hierfür ist etwa das „Verzeichnis einer Sammlung von Bildnissen, grös-
tentheils berühmter Aerzte […]“ (1771) des königlich preußischen Leibarztes Johann
Carl Wilhelm Moehsen (1722–1795). Dessen umfangreiche Sammlung von Ärzteporträts
bildete später den Grundstock der 3820 Blätter umfassenden Porträtstichsammlung sei-
nes Nachfolgers Johann Friedrich Goercke (1750–1822), die 1846 von der Königlichen
Bibliothek zu Berlin angekauft wurde. Neuer Anzeiger für Bibliographie und Bibliothek-
wissenschaft, Jg. 1851, S. 318.
46 Zur wissenschaftlichen Aufarbeitung einer Porträtsammlung in Klebebänden am Beispiel
der Fürstlich Waldeckschen Hofbibliothek Arolsen siehe Marie Isabelle Vogel (2015).
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur