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I.
EINFLUSSSPHÄREN44
von erhaltenen Kupferstichen belegt, die von
der ältesten Tochter Marie-Louise und den
Söhnen Ferdinand, Josef oder Franz Karl
koloriert und auch signiert wurden.121 Im
Jahr 1795 bestellte der Kaiser beim Nürn-
berger Spielwarenhändler Georg Hierony-
mus Bestelmeyer ein Malbuch, das Aqua-
rellfarben sowie Kupferstiche zum Ausmalen
enthielt.122
Ab dem 12. Lebensjahr bildete der Zei-
chenunterricht schließlich einen festen Be-
standteil des Unterrichtsplans des Erzher-
zogs Franz, zweimal wöchentlich für jeweils
eine bzw. eineinhalb Stunden.123 Zeichenleh-
rer der ältesten Brüder war der Florentiner
Maler Giuseppe Magni (†1787), Professor an
der Akademie der Künste in Florenz und Leiter einer Zeichenschule, der als
Inspektor und Restaurator in der Uffiziengalerie tätig war und auch an der
Ausstattung der Galleria Palatina im Palazzo Pitti mitgewirkt hatte.124 Ein
Konvolut von Zeichnungen und Aquarellen von der Hand des Erzherzogs,
das sich in der ehemaligen Privatbibliothek erhalten hat, vermittelt einen
Eindruck davon, wie die zeichnerischen Kenntnisse vermittelt wurden.
Die Methoden der Kunstunterweisung der Prinzen entsprachen im All-
gemeinen der Praxis, wie sie zu dieser Zeit an der Kunstakademie in Wien
gelehrt wurden. Die Wurzeln dieser Verbindung reichen zurück in die Kind-
heit des Großherzogs, dessen älteste Schwester Maria Anna (1738–1789) Eh-
renmitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien als auch gewähltes
Mitglied der Akademie der Künste in Florenz war.125 Zu ihren Zeichenlehrern
zählte neben dem Landschaftsmaler Friedrich August Brand auch der Hof-
kupferstecher Jakob Matthias Schmutzer, Direktor der 1766 gegründeten
Kupferstecher-Akademie. Die Rötelzeichnung eines Frauenkopfes mit Perlen-
121 ÖNB, BAG, Pk 144, 59–60b (Marie-Luise); 70–73 (Ferdinand); 101–105 (Joseph); 122–124
(Franz Karl). Meist wurden Stiche nach englischen Meistern wie Richard Westall oder
Joseph Barney herangezogen.
122 ÖStA, HHStA, GDPFF, 78, 9. August 1795. Vgl. „Systematisches Verzeichnis eines Maga-
zins von verschiedenen Kunst- und andern nüzlichen Sachen […], Nürnberg, 1803. ÖNB,
BAG, FKB 8926, S. 12, Nr. 420.
123 Wolfsgruber (1899), Bd. 1, S. 121–123.
124 Eine Kurzbiografie Giuseppe Magnis bei Torresi (1999).
125 Wurzbach (1861), Bd. 7 ,S. 267. Die Ehrenmitgliedschaft an der Akademie wurde auch an
dilettierende Frauen von Stand verliehen. Plank (1997), S. 95.
Abb. 8: Erzherzog Franz, um 1790
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur