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4. DIE FRÜHEN ERWERBUNGEN AB 1785 77
tung nahe, dass die Anerkennung dieser Materie im laufenden militärischen
Unterricht des Erzherzog begründet lag.206 Die Annahme lässt sich dadurch
stützen, dass Franz in den Jahren 1785 bis 1788 neben diversen Handbüchern
und Schriften zur Kriegskunst auch zahlreiche geschichtliche Darstellungen
großer Kriege des Jahrhunderts erwarb.207 Darunter Ludwig Müllers Be-
schreibung der drei Schlesischen Kriege208 ebenso wie Éléazar de Mauvillons
dreibändige Darstellung des Ersten Schlesischen Krieges209, Georg Rudolph
Fäschs Geschichte des Österreichischen Erbfolgekriegs210 oder die Abhand-
lung zum Russisch-Österreichischen Türkenkrieg von Louis-Félix Guynement
de Kéralio211. Ferner Johann Gottlieb Tielkes und Henry Lloyds mehrbändige
Beiträge zur Geschichte des Siebenjährigen Krieges212 sowie Domenico Cami-
ners 36-teilige Geschichte des Russisch-Osmanischen Krieges213.
Zwischen diesen kriegshistorischen Werken und den Porträts von Generä-
len und Militärs, die im selben Zeitraum in die Porträtsammlung gelangten,
lassen sich Zusammenhänge ausmachen, in der Mehrheit waren diese an
den angeführten kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt. Heerführer
vergangener Epochen sind in den Ankäufen hingegen kaum vertreten. Im
Zentrum des Interesses standen preußische Generäle, die im Siebenjährigen
Krieg oder zuvor im ersten Schlesischen Krieg gegen die Habsburgermonar-
chie kämpften, wie Friedrich Wilhelm von Seydlitz und Heinrich von Preu-
ßen. Daneben englische Admiräle oder Offiziere in österreichischen Diensten
während des Russisch-Österreichischen Türkenkriegs wie Franz Seraph von
Orsini-Rosenberg, Paul Kray von Krajowa oder Charles Joseph de Ligne.
Auch die Namen amerikanischer Generäle aus dem Unabhängigkeitskrieg
wie John Paul Jones, Israel Putnam oder George Washington sind den Por-
trätrechnungen dieser Jahre zu entnehmen. Das grundlegende Interesse
an militärischen Sujets äußert sich im gleichzeitigen Erwerb monumenta-
ler Schlachtenbilder, wie etwa William Woolletts „The Battle at La Hogue“
(1781) nach dem Gemälde von Benjamin West, das die Seeschlacht bei La
Hogue im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs darstellt und für das der
Erzherzog im Juni 1785 den stattlichen Preis von 21 fl. bezahlte.214
206 Zum militärischen Unterricht des Erzherzogs Franz in Wien siehe: Wolfsgruber (1899),
Bd. 2, S. 32 f.; Langsam (1954), S. 98 f.; Breininger (1994), S. 95–98.
207 Vgl.dazu Wolfsgruber (1899), Bd. 2, S. 32.
208 Müller (1785).
209 Mauvillon (1745–47).
210 Fäsch (1787).
211 Kéralio (1780).
212 Tielke (1776–86); Lloyd (1783–1801).
213 Caminer [übers. v. Johann Christoph Schmidlin], (1771–1775).
214 ÖNB, BAG, Pk 511a, 43; ÖStA, HHStA, Handarchiv Kaiser Franz 1, 11. Juni 1785.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur