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II.
SAMMELSTRATEGIEN124
burg erhalten hat, geben Einblick in seine Beschäftigung mit der Erschlie-
ßung der eigenen Porträtsammlung. In zahlreichen Anmerkungen verweist
er auf die in den Werken enthaltenen Porträts und Frontispize, deren Zu-
stände der Druckplatten oder Seltenheit.390 In der Klasse VIII mit der Be-
zeichnung „Beaux Arts“ verweist Brandes unter der Abteilung 5, „Recueils
des Portraits“, in einer vorangestellte „Nota“ auf seine Loseblatt-Sammlung:
„Les Ouvrages, ou les Portraits ne sont que l’accessoire, se trouvent dans les
Classes de leurs Sujets, principalément, dans cettes de l’Histoire & Histoire
Litteraire. Les Portraits detachés sont recueillis separément sous un Cata-
logue particulier, & n’entrent point dans céluici“. Daran anschließend wer-
den jene Teile der Porträtsammlung aufgelistet, die nicht als Einzelblätter
Eingang in die Klebebände fanden, sondern als gedruckte Porträtreihen oder
illustrierte Bücher, in denen Biografien und Bildnisse nebeneinandergestellt
sind, der Bibliothek zugeordnet wurden. Sie gingen wie alle Stiche, die sich
in gebundenem Zustand befanden und im Bibliothekskatalog verzeichneten
waren, 1790 an Herzog Peter Friedrich Ludwig über und befinden sich noch
heute im Bestand der Oldenburger Landesbibliothek.
Der Zusammenstellung der Klebebände, von denen jeder rund 700 Bild-
nisse enthielt, widmete Brandes viel Zeit. Bei seinem Tod hinterließ er ein be-
trächtliches Supplement an Portefeuilles, in dem sich jene Blätter befanden,
die er noch nicht geordnet und arrangiert hatte. Die systematische Ordnung
der Klebebände ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Der Auktionskata-
log gibt an, die Porträts in den Bänden seien „nach den Namen alphabetisch
geordnet“.391 Es ist aber wahrscheinlich, dass hier eine frühere Anzeige aus
dem Journal des Luxus und der Moden falsch wiedergegeben wurde, die sich
auf den „musterhaften Catalog“ zur Porträtsammlung bezieht, „darinnen alle
Portraite nach ihren Namen alphabetisch geordnet“ waren.392 Die Anlage ei-
nes Klebebandes rein nach dem Alphabet wäre für eine Sammlerpersönlich-
keit wie Brandes äußerst ungewöhnlich und es ist eher anzunehmen, dass er
die Bände nach inhaltlichen Ordnungsprinzipien konzipiert hatte, wie es den
Gelehrtensammlungen seiner Zeit entsprach und die Porträts innerhalb der
einzelnen Klassen einer alphabetischen Ordnung folgten.
Die wenigen zeitgenössischen Berichte beschreiben die Porträtsammlung
390 Landesbibliothek Oldenburg, Sign.: CIM I 88 MM. Der Katalog wurde von Brandes selbst
verfasst und dürfte um 1780 entstanden und bis zu seinem Tod 1791 weitergeführt wor-
den sein. Die überlieferten Abschriftbände (Vol 1,[1]; [1,2]; [Vol 2], [Vol 3,1]) sind wohl
noch von Brandes selbst im Zuge der Kaufverhandlungen mit dem Herzog von Oldenburg
1790 entstanden, die originalschriftlichen Bände [Vol 1], [Vol 3] wurden – mit teilweise
lose eingelegten Blättern – von den Oldenburger Bibliothekaren bis 1845 weitergeführt.
391 Kupferstich-Cabinet des verstorbenen Herrn Hofrath Brandes […] (1795), S. 738.
392 Journal des Luxus und der Moden, November 1793, S. 566.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur