Seite - 133 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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5. ERWERBUNGEN UNTER DEN BIBLIOTHEKSVORSTEHERN YOUNG UND KHLOYBER 133
bens Kaiser Franz’ I. aus der Hand des Bibliotheksvorstehers Peter Thomas
Young und des Skriptors Leopold Joseph von Khloyber befindet sich heute
im Archiv der Fideikommissbibliothek.419 Young teilt darin den Gesandten
den Auftrag des Kaisers mit, nur Porträts jener Personen, die auf mitge-
sendeten genealogischen Tabellen als nicht vorhanden markiert waren, in
ihren jeweiligen Ländern besorgen zu lassen: „Da nun ungeachtet aller Aus-
dehnung dieser Sammlung, die nach Voigtel’s und Hübner’s genealogischen
Tabellen geordnet ist, dennoch so Manches abgeht, was vielleicht auf Hoch-
dero Gesandtschafts-Posten leicht zu haben ist, so wünschen Allerhöchst-
dieselben, dass jene Sammlung nach und nach durch Ankauf – seyen es nun
Kupferstiche, oder lithographirte Abdrücke – soweit als möglich kompletirt
werde.“420
Dem Zirkularschreiben wurden einzelne Tafeln aus Traugott Gotthilf
Voigtels „Genealogischen Tabellen zur Erläuterung der Europaeischen Staa-
tengeschichte […]“421 beigelegt, die sich auf die jeweiligen Höfe, an denen
die Gesandten akkreditiert waren, bezogen. Jene Personen, von denen man
bereits über Bildnisse verfügte, waren darauf mit roter Tinte markiert, um
einlaufende Doubletten zu vermeiden.422 Darüber hinaus enthielt das Schrei-
ben folgende präzise Anweisungen zur Auswahl der Bildnisse:
„1tens. Von den angetrauten Prinzen sind, wenn sie aus einem auswärtigen
Hause stammen, keine Porträte zu erstehen; indem der dortländige k.k. Herr
Gesandte damit bereits beauftraget ist; wohl aber hat der dießfällige Ankauf
zu geschehen, wenn der Gemahl oder die Gemahlin aus keiner souverainen
Familie entspringt.
2tens. Portraite von natürlichen Nachkommen, wie auch von Maitressen, die
Voigtel in seinen Tabellen gewöhnlich übergeht, können gleichfalls erkauft
werden.“
3tens. Im Falle, daß von einer und derselben Person mehrere Porträte von
verschiedenen guten Meistern zu haben wären; so kann bey der Ungewißheit
über ihre Aehnlichkeit von jedem dieser Künstler ein Exemplar angeschafft
werden.
4tens. Da sich besonders bey älteren Kupferstichen nicht selten der Fall ereig-
net, daß Prinzen und Prinzessinnen bloß mit Anführung ihres Taufnahmens
419 ÖNB, BAG, FKBA11007.
420 Ebenda, fol. 1r–v.
421 Voigtel (1811).
422 So waren etwa auf der Tafel der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz alle Erzbischöfe
bis auf jene von Willigis (†1011) bis Konrad von Dhaun (†1434) als vorhanden markiert.
Vgl. ÖNB, BAG, FKBA11018.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur