Seite - 136 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
Bild der Seite - 136 -
Text der Seite - 136 -
II.
SAMMELSTRATEGIEN136
kaiserlichen Sammlung noch abgehenden und von ihm aufgetriebenen Port-
räts von Herzogen und Kurfürsten von Bayern. Der Florentiner Kunsthänd-
ler Luigi Bardi schickte eine Quittung für mehrere Bildnisse toskanischer
Herrscher, aus London traf eine Serie englischer Königshäuser des Kunst-
händlers und Verlegers Rudolph Ackermann ein.
Zudem wurden von den Gesandten Experten aus verschiedenen wissen-
schaftlichen Einrichtungen hinzugezogen, um bei der Herbeischaffung der
Porträtstiche behilflich zu sein. In Kassel war dies etwa der Sprachwissen-
schaftler und Sekretär der dortigen Bibliothek, Wilhelm Grimm, der den
Auftrag erhielt, ein Verzeichnis der ihm bekannten Bildnisse des Hauses
Hessen-Kassel sowie der Landgrafen aus der Darmstädter Linie zu erstel-
len. In Braunschweig wurde der Galerieinspektor am Herzoglichen Museum,
Ludwig Pape, für die Beschaffung von Porträts der Herzoge von Braun-
schweig herangezogen. Der bedeutende Historiker Waldecks, Johann Adolph
Theodor Ludwig Varnhagen, erstellte Biografien zu den
Grafen und Fürsten von Waldeck.
In München wurden der Inspektor des königlich-bayerischen Kupferstich-
kabinetts, Franz Brouillot, der ehemalige Reichsarchivar Franz Joseph von
Samet und der Augsburger Stadtbibliothekar Daniel Eberhard Beyschlag
aufgefordert, bei der Recherche der benötigten Porträts mitzuwirken. Auch
private Sammler wurden konsultiert, wie etwa der bekannte Kölner Gemäl-
desammler Sulpiz Boisserée, der kurmainzische Registrator und Kunstken-
ner Johann Peter Steinbrech oder der Inspektor des königlich-dänischen
Münzkabinetts und Kupferstichsammler, Christian Jürgensen Thomsen.
Letzterer erhielt zum Dank eine Auswahl von Doubletten aus der kaiser-
lichen Kupferstichsammlung, da man in Kopenhagen, wie der dortige Bot-
schafter Eduard Georg Wilhelm von Langenau bemerkte, „nur Englische
und Französische Erzeugnisse des erleichterten Transports zur See wegen
kennt“.426
Auch in Schweden gäbe es, wie der Gesandte in Stockholm, Eduard Graf
von Woyna mitteilte, „keine sogenannten Kunsthandlungen, die den Wün-
schen der Kunstliebenden entsprechen“. Zudem sei die „Kupferstecherkunst
erst seit der vor wenig[en] Jahren stattgefundenen Heimkehr des Professors
Forselles in Stockholm in eine vollkommene Ausübung gekommen“ und die
Lithografie befinde sich noch „auf der niedrigste[n] Stufe der Ausbildung“.427
Woyna werde sich aber bemühen, auf einer im Herbst stattfindenden Ver-
steigerung von Büchern und Gemälden weitere Porträts anzukaufen. Besag-
ter Kupferstecher Christian Didrik Forsell, Professor an der Kunstakademie
426 ÖNB, BAG, FKBA15099, fol. 6v.
427 ÖNB, BAG, FKBA11018, fol. 7r.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur