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Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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6. BÜRGERLICHES SAMMELN UND ORDNEN VON PORTRÄTGRAFIK IM 18. JAHRHUNDERT 149 Form des kultivierten Zeitvertreibs an. In seinem Ratgeber verurteilt Sig- mund Jakob Apin jene Sammler, die sich damit begnügen, viele Blätter zu haben und diese „zuweilen bey müssigen Stunden durchblättern“. Derartige Sammlungen dienten laut Apin „zu nichts als zum Zeitvertreib“.472 Tatsächlich kann das Ordnen und Rezipieren von Porträtstichen im spä- ten 18. Jahrhundert als eine Art anspruchsvoller Unterhaltung angesehen werden. In einer Phase der Kultivierung von Freizeit und Geselligkeit bil- dete die Beschäftigung mit Bildnisgrafik, oft innerhalb einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten, eine Form der gebildeten Kommunikation. Vom preu- ßischen General Ludwig von Borstell (1773–1844) wird berichtet, dass des- sen umfangreiche Porträtstichsammlung eine „ergiebige und nicht versie- gende Quelle der Unterhaltung“ bei den Zirkeln im Salon der Familie war, bei denen seine Frau, bisweilen in fließendem Latein, Konversation mit den unterschiedlichsten Gelehrten führte, deren geistvolle Anmerkungen sie dann mitunter auf den Porträts vermerkte.473 Viele Sammler begriffen ihre Sammlung als Quelle der Erbauung und den ordnenden Umgang mit den Porträts als ein geistvolles Mittel zur Ge- staltung der Mußestunden. Der Königlich-Großbritannische Leibarzt und Schriftsteller Johann Georg Zimmermann berichtet in seinem Hauptwerk „Über die Einsamkeit“ von einem befreundeten Schweizer Arzt in Rich- terswil, dessen „einziger Aufwand“ eine „grosse Sammlung gemahlter und in Kupfer gestochener Menschengesichter“ sei.474 Das Betrachten der Por- träts bildete dabei eine Möglichkeit der Erholung und Zerstreuung. Man versuchte über das Bildnis eine persönliche Beziehung zum Dargestellten aufzubauen und sich ein genaues, lebensnahes Bild einer bekannten Persön- lichkeit zu machen. Die Herausgabe von Porträts zeitgenössischer Litera- ten, Gelehrter oder Künstler bildete einen wesentlichen Teil der öffentlichen Kommunikation. Zu wissen, wie ein Autor aussieht, war zu dieser Zeit ein zunehmendes Anliegen der gebildeten Öffentlichkeit.475 Der Historiker Ge- org Andreas Will bezeichnete es im Jahr 1793 als ein „geistiges Vergnügen“, „Personen aus allerley Zeitalter, Stand und Qualität vor sich zu haben, sie von Angesicht zu Angesicht zu sehen“ und „einen großen und berühmten Mann, den man längst verehrte, kennen zu lernen, über einen eitlen und schwachen zu lächeln und tausend männliche und weibliche Sonderheiten 472 Apin (1728), S. 20. 473 Aus dem Vorwort des „Auctions-Catalog der Portrait-Sammlung des Generals der Caval- lerie Ludwig von Borstell“, M. Sachse’s Kunstauction, Nr. 57, Berlin, 1882. 474 Zimmermann, Johann Georg: Über die Einsamkeit, Vierter Theil, Leipzig, 1785, S. 87. 475 Kanz (1993), S. 12.
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Porträtgalerien auf Papier Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
Titel
Porträtgalerien auf Papier
Untertitel
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
Autor
Patrick Poch
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20855-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
326
Schlagwörter
Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
Kategorie
Kunst und Kultur
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