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Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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III. ORDNUNGSSTRATEGIEN150 zu bemerken und mitzutheilen“.476 Diese Form der „bürgerlichen Selbstbe- spiegelung“ (Roland Kanz)477 bildete die erbauliche Unterhaltung bürgerli- cher Salons. Ab der Mitte des Jahrhunderts erschienen auch in Journalen und Ratge- bern Beiträge, die über den Sinn und Zweck des Sammelns von Porträtsti- chen räsonierten. Besitzer einschlägiger Sammlungen, die diese mittels ge- druckter Verzeichnisse einem interessierten Publikum vorstellten, wandten sich in einleitenden Vorbemerkungen mit theoretischen Überlegungen zum Nutzen einer Bildnissammlung an das Lesepublikum. Die zugeschriebenen Eigenschaften reichten – je nach Standpunkt – von didaktischen, zerstreu- enden, kommemorativen bis hin zu tugendfördernden Funktionen einer sol- chen Sammlung. Über das „Lehrhafte“ einer Porträtstichsammlung hinaus, quasi als bild- hafter Typus einer Gelehrtenbibliothek, die einen kunst- oder historischen Überblick über einzelne Wissenschaftsdisziplinen zu bieten vermochte, wird gegen Ende des Jahrhunderts wieder vermehrt auf den „Geist“ und den „mo- ralischen Charakter“ hingewiesen, der durch die Vergegenwärtigung einer auf einem Porträt dargestellten Person anschaulich wird.478 Der Schweizer Pfarrer Johann Caspar Lavater (1741–1801) benützte seine Sammlung von Porträts als Studienmaterial für eine physiognomische Art der Kunstbetrach- tung, die das Äußere des Menschen als Kennzeichen seiner individuellen Psyche deutet.479 1775–78 erscheinen in Leipzig seine vielbeachteten „Phy- siognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Men- schenliebe“. Der Schweizer Theologe und Philosoph der Aufklärung Johann Georg Sulzer (1720–1779) leitet in der „Allgemeinen Theorie der schönen Künste“, der ersten Enzyklopädie in deutscher Sprache, seine Abhandlung zum Begriff „Portrait“ mit einer Apologie der physiognomischen Betrachtung 476 Will, Bd. 8 (1793), S. VIII. 477 Kanz (1993), S. 56. 478 So heißt es etwa in einer ausführlichen Rezension des von Johann Carl Wilhelm Moeh- sen 1771 herausgegebenen „Verzeichnis einer Samlung von Bildnissen, größtentheils be- rühmter Aerzte“: „Der Nutzen einer Sammlung von Bildnissen berühmter Männer […] schränket sich nicht nur […] auf die Kunst und die Geschichte des Gegenstandes ein, sondern leitet uns auch öfters, wo nicht zuverläßig, doch wahrscheinlich auf den Geist und moralischen Character des Mannes, der sich unsern Augen darstellet.“ Neue Biblio- thek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Zwölften Bandes Erstes Stück, Leipzig, 1771, S. 42 f. 479 Der Großteil der Studiensammlung Lavaters, mehr als 22.000 Zeichnungen und Kupfer- stiche, darunter rund 6000 Porträts, wurde 1828 von Kaiser Franz I. aus dem Nachlass des Wiener Bankiers Moritz von Fries erworben und befindet sich heute in Bildarchiv und Grafiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Zum Porträt als physiognomi- sches Studienmaterial in der Sammlung Lavater vgl. Goritschnig (1999), Althaus (2010).
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Porträtgalerien auf Papier Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
Titel
Porträtgalerien auf Papier
Untertitel
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
Autor
Patrick Poch
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20855-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
326
Schlagwörter
Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
Kategorie
Kunst und Kultur
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