Seite - 165 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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6. BÜRGERLICHES SAMMELN UND ORDNEN VON PORTRÄTGRAFIK IM 18. JAHRHUNDERT 165
6.5 Zur Anordnung von Porträts in Kupferstichkabinetten
Wie bereits dargelegt, bildeten Porträtstichsammlungen im 18. Jahrhundert
oft Unterabteilungen von Grafikkabinetten, die entweder nach kunsthisto-
rischen Kriterien – also durch Ablage der Blätter nach den herkömmlichen
Schulen – oder nach Gegenständen geordnet waren. Dabei setzten sich die
Bildnisse in vielen Fällen aus Doubletten zusammen, die bereits in die nach
Schulen geordneten Abteilungen Eingang fanden, oder solchen, die keinem
der dort vertretenen Meister zugeordnet werden konnten. Einige Sammler
beschränkten sich ausschließlich auf das Bildnis als Sammelobjekt. Das zu-
nehmende Sammeln von Porträtstichen führte zu einer Vielzahl eigenstän-
diger Kollektionen. Handbücher zur Einrichtung ebensolcher wie jenes Sig-
mund Jakob Apins erschienen schon im ersten Drittel des Jahrhunderts. In
England veröffentlichte rund 40 Jahre später der geistliche Grafiksammler
James Granger eine „Biographical History of England“, in deren Vorwort er
ähnliche Ratschläge zur Anlage einer Bildnissammlung anführt.530
Den gelehrten Umgang mit der eigenen Sammlung bildete in erster Linie
das Ordnen. War das Arrangieren von Kupferstichkabinetten nach kunst-
kennerschaftlichen Prinzipien unter gelehrten Sammlern und Liebhabern
nahezu obligatorisch geworden, spielte sich die intellektuelle Beschäftigung
mit einer Porträtstichsammlung ebenfalls primär im ordnenden Umgang ab.
Zunächst diente dies dem gezielten Wiederauffinden verzeichneter Blätter.
Sigmund Jakob Apin bezeichnet in seinen „Unmaßgebliche[n] Vorschläge[n],
wie man seine Sammlung am besten anstellen soll“ jene Kollektionen, in de-
nen die Bildnisse ohne jegliche Konzeption „wie Kraut und Rüben“ zusam-
men liegen, vorweg als „ordentliche Confusion“.531
Die Systematisierung der Porträts wurde zu einer Beschäftigung, der man
sich mit Hingabe widmen konnte. Die Bildnisse, häufig aus Sammelwerken
herausgelöst, wurden auf neue Kartons aufgeklebt, welche dann mit biogra-
fischen Notizen aus Gelehrtenlexika versehen und nach unterschiedlichen
Kriterien geordnet werden konnten.532 Durch das Binden zu Alben oder das
530 Granger, James, A biographical history of England, from Egbert the Great to the Revo-
lution [...] With a preface, shewing the utility of a collection of engraved portraits [...],
London, 1769. Zu den Übereinstimmungen zwischen Apin und Granger vgl. Hajós (1969),
S. 24–26.
531 Apin (1728), S. 20.
532 Dies berichtet etwa Karl Weiske über den Sammler Johann Gottfried Bötticher (1692–
1762). Weiske (1927), S. 11. Auch der Kammerregistrator und Aufseher der Naturali-
ensammlung am Hof des Markgrafen in Bayreuth, Johann Friedrich Wilhelm Wunder
(1778–1842) hatte seine Porträtstichsammlung „auf halbe Folio-Bögen weißen Papier
geklebt“ und unter jedem Portrait „mit wenigen Worten das Leben des Mannes sauber
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur