Seite - 169 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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6. BÜRGERLICHES SAMMELN UND ORDNEN VON PORTRÄTGRAFIK IM 18. JAHRHUNDERT 169
6.5.2 Klassifikatorische Aufstellung
Die verbreitetste Gliederungsform bürgerlicher Sammlungen war eine An-
ordnung der Porträts nach biografischen Gesichtspunkten, also die Bildung
von Klassen anhand gemeinsamer lebensgeschichtlicher Zusammenhänge.
Von einer obersten Gliederung nach den Herkunftsstaaten der Porträtier-
ten, wie sie etwa die Sammlung des Prinzen Eugen im ersten Viertel des
Jahrhunderts erfuhr, rät Sigmund Jakob Apin ab. Zum einen kämen von
manchen Ländern nur sehr wenige Porträts zusammen, zum anderen wisse
man nicht immer gleich, „cuius Nationis“ ein gesuchter Autor sei. Darüber
hinaus mache eine Separierung nach Klassen je Nation, etwa nach Fakultä-
ten, zu viel Mühe.545
Ohne Zweifel war Apins Handbuch von erheblichem Einfluss auf die
Struktur bürgerlicher Porträtstichsammlungen des 18. Jahrhunderts. Eine
simple Unterteilung in vier Teile, entsprechend den vier klassischen Fakul-
täten, wie sie sich im Laufe der Geschichte an den Universitäten herausge-
bildet hatte und auch in zahlreichen Gelehrtenbibliotheken zur Anwendung
kam, empfahl er lediglich den „Anfängern“, welche nur „etliche hundert“
Porträts besitzen.546 Wer auf einen reicheren Vorrat zurückgreifen könne,
dessen Bestände müssen auf weit mehr Klassen zerfallen, die dann wiede-
rum in Unterkategorien aufgefächert werden können oder eine alphabeti-
sche Binnengliederung aufweisen.
Viele zeitgenössische Sammler, so Apin, klebten ihre Porträtstiche in Kle-
bebände, welche sie dann nach einer Kombination aus Standeszugehörigkeit
und wissenschaftlichen Fakultäten separierten. Etwa geistliche Personen,
weltliche Personen, Juristen, Mediziner und Philosophen.547 Geht man noch
weiter und möchte auch die „Haupt-Personen der politischen Historie“ ver-
treten haben, so lege man zusätzlich die Porträts aller Potentaten und ihrer
Vorfahren, wie Päpste, Kaiser, Könige, Kurfürsten, Fürsten, Grafen Frei-
herren, Adelige, Generäle und Kriegshelden, sowie das Patriziat der Reichs-
städte in eigenen Klassen ab.548
Bereits ein Jahr vor Apins Handbuch hatte sich der französische Gelehrte
Antoine-Joseph Dezallier d’Argenville (1680–1765) in einem öffentlichen Brief
dafür ausgesprochen, druckgrafische Porträts nach gesellschaftlicher Stellung
545 Apin (1728), S. 21.
546 Ebenda, S. 37.
547 Ebenda, S. 26.
548 Ebenda, S. 38 f. Eine derartige Einrichtung sei laut Apin allerdings nur anhand präziser
historisch-genealogischer Handbücher zu bewerkstelligen.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur