Seite - 174 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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III.
ORDNUNGSSTRATEGIEN174
7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄT-
STICHSAMMLUNGEN IM 18. JAHRHUNDERT
Es stellt sich nun die Frage, durch welche Merkmale sich höfische Porträt-
stichsammlungen von den im vorigen Kapitel behandelten bürgerlichen
Kollektionen unterscheiden. Zunächst muss bei einem derartigen Vergleich
ins Treffen geführt werden, dass fürstliche Sammler in der Beschaffung der
Porträts naturgemäß auf breitere Strategien ihrer Erwerbungspolitik zu-
rückgreifen konnten als bürgerliche Sammler, die zumeist auf das Angebot
des lokalen Kunsthandels angewiesen waren. Sammlerpersönlichkeiten wie
Kaiser Franz I. oder Prinz Eugen von Savoyen waren nicht nur in der Lage,
weitaus größere Beträge in die Aufstockung der eigenen Bestände zu inves-
tieren. Sie konnten darüber hinaus auf ein weit verzweigtes Netz von Agen-
ten, Kunsthändlern und Kommissionären zurückgreifen, die herumreisten,
um Angebotenes zu sichten oder bei Auktionen Gebote für ihre Auftraggeber
abzugeben.
Bei fürstlichen oder aristokratischen Porträtstichsammlungen verbindet
sich das Sammeln und Ordnen der Bildnisse weitgehend mit repräsenta-
tiven Konzepten. Dies manifestiert sich bereits in der repräsentativen Au-
ßendarstellung der meisten aristokratischen Sammlungen, die in der Folge
behandelt werden sollen. Aufwendig gestaltete Portefeuilles oder Klebe-
bände, die am Rücken das Monogramm oder Wappen des Fürsten tragen,
entsprachen dem Repräsentationsbedürfnis ihrer aristokratischen Besitzer
und unterschieden sich schon äußerlich von der weitgehend zweckmäßigen
Unterbringung der meisten bürgerlichen Sammlungen. Durch die Titelbe-
zeichnungen auf den Rücken der Bände bzw. Portefeuilles war das – zumeist
hierarchische – Ordnungsprogramm der jeweiligen Sammlung nach außen
sichtbar. Man begegnet entweder einer prinzipiellen Trennung von Personen
adeliger und bürgerlicher Herkunft oder einem durchgehend hierarchischen
Ordnungsprinzip nach Adelsrang und Stand. Im Falle der Porträtsammlung
des Kaisers Franz I. wurde die Trennung der dynastischen Abteilung von
der nach Ständen geordneten bürgerlichen Abteilung im Zuge der Neuord-
nung der Porträtsammlung 1831 durch unterschiedliche Farbgebung der
Rückenschilder zusätzlich hervorgehoben.
Die genealogische Dimension einer aristokratischen Porträtstichsamm-
lung implizierte immer auch eine dynastische Aussage. Die familienge-
schichtliche Anordnung der Bildnisse beschränkte sich dabei nicht alleine
auf die Herkunft des eigenen Geschlechts, nach dem Vorbild gemalter Ah-
nengalerien. Sie weitete sich vielmehr auch auf Angehörige verschwäger-
ter dynastischer Familien oder auf andere europäische Fürstenhäuser aus
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur