Seite - 178 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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III.
ORDNUNGSSTRATEGIEN178
ein Jahr nach dem Tod seines Vaters August ein Inventar zur Dresdner
Kunstkammer erstellen. 1598, neun Jahre nach dem Tod des Herzogs Al-
brecht V. von Bayern, erschien das von Johann Baptist Fickler aufgenom-
mene Inventar zur Münchener Kunstkammer. Das Ambraser Inventar von
1596 entstand als Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. ein Jahr nach
dessen Tod, das in den Jahren 1607–1611 von Daniel Fröschl erstellte In-
ventar zur Prager Kunstkammer war noch zu Lebzeiten Kaiser Rudolfs II.
angelegt worden.
Untersucht man die genannten Verzeichnisse auf Einträge, die auf druck-
grafische Porträts hinweisen, so lassen sich derartige Bestände in allen In-
ventaren nachweisen, sei es in loser oder in gebundener Form. Der überwie-
gend inhomogenen und zufälligen Anordnung der Objekte in den Kunst- und
Wunderkammern, die mal nach materiellen Gesichtspunkten, mal nach
Sachgruppen erfolgte, entsprach auch die Einordnung von Porträts, sei es
auf Miniaturen, Einblattdrucken oder in Kupferstichbänden. Gemalte Bild-
nisse des Gründers der Kunstkammer oder seiner Familie wurden nicht sel-
ten gleichberechtigt neben druckgrafischen Bildnisfolgen des Herrscherhau-
ses aufgestellt. Weitere Porträtwerke fanden sich darüber hinaus häufig in
den fürstlichen Bibliotheken, die in engem Bezug zur Kunstkammer standen
und stets in unmittelbarer Nachbarschaft zu dieser untergebracht waren.
Für gewöhnlich fungierten die Privatbibliotheken als Aufstellungsort illus-
trierter Druckwerke. Einzelne Werke zur Numismatik, Architektur, Trach-
tenkunde, Jagd- und Turnierbücher, aber auch Porträtwerke wurden zudem
bestimmten Bereichen der Kunstkammer zugeordnet.
Die Kunstkammern in Dresden, München und Ambras verfügten alle über
eigene Bücherschränke, die grafische Sammelalben enthielten. So befand sich
Das von Johann Baptist Fickler erstellte Münchner Kunstkammerinventar ist in der Bay-
erischen Staatsbibliothek in zwei Exemplaren überliefert: München, BSB, Cgm 2133 bzw.
Cgm 2134, Inventarium oder Beschreibung aller deren Stuckh und sachen frembder und
Inhaimaischer bekanter und unbekanter selzamer und verwunderlicher ding so auff Ir
Fürstl. Dthl. Herzogen in Bayern etc. Kunst Camer zu sehen und zu finden ist angefangen
den 5. Februarii anno 1598 Geschrieben durch Joan Baptist Ficklern der Rechten Doctorn
Fürstl. Dhtl. in Bayern Hofrath zu München. 2004 erschien eine Transkription der Inven-
tarhandschrift Cgm 2133. Diemer [Hrsg] (2004).
Das Ambraser Hinterlassenschaftsinventar aus dem Jahr 1596 befindet sich heute in der
Österreichischen Nationalbibliothek: ÖNB, HAD, Cod.8228, Inventarium germanicum re-
rum mobilium archiducis Ferdinandi Oenipontani. Es wurde 1888 durch Wendelin Boe-
heim publiziert. Boeheim [Hrsg.] (1888).
Das Kunstkammerinventar Kaiser Rudolfs II. von 1607–1611, das nach dem Zweiten
Weltkrieg in der Bibliothek des regierenden Fürsten von Liechtenstein entdeckt wurde,
wurde 1947 transkribiert und 1976 durch Rotraut Bauer und Herbert Haupt herausgege-
ben. Bauer/Haupt [Hrsg.] (1976).
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur