Seite - 193 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄTSTICHSAMMLUNGEN 193
belaufe.637 Nachdem er sein Lebenswerk
durch die Vermittlung Colberts an Lud-
wig XIV. verkauft hatte, begann er mit
der Anlage einer weiteren Sammlung,
die es schließlich ebenfalls auf mehr
als 100.000 Blätter brachte.638 Im März
1667 wurde die erste Sammlung Marol-
les in das Gebäude der Bibliothèque roy-
ale verbracht, wo sie neu geordnet und
in prachtvolle, mit den Initialen und
dem Wappen Ludwigs XIV. gezierte Ma-
roquinbände gebunden wurde.639
Die Sammlung des Michel de Marol-
les war die erste Grafiksammlung, die
auf Vollständigkeit angelegt war.640 Die
Blätter waren in rund 400 große und
mehr als 120 kleinformatige Klebeal-
ben montiert. Ein Jahr vor dem Verkauf
publizierte Marolles in Paris einen Katalog, aus welchem sich neben dem
Inhalt der Klebealben auch deren systematische Ordnung nachvollziehen
lässt.641 Im Vorwort („Discours en forme de Preface“) weist Marolles bereits
auf einen geplanten Verkauf hin, damit die Sammlung, wie er selbst angibt,
nach seinem Tod nicht zerstreut werde.642 Dem Katalog zufolge gliederte sie
sich in zwei Teile, wobei in dem einen die Alben bestimmten Meistern gewid-
met waren, beginnend mit Raffael, in dem anderen waren sie bestimmten
Sujets zugeordnet. Die themenorientierten Bände folgten einer nicht durch-
gängig stringenten systematischen Ordnung.
637 „[…] un recueil si prodigieux, qu’elles se montent à plus de soixante & dix mille; mais c’est
d’images en tailles-douces sur toute sorte de sujets.“ Les Memoires de Michel de Marolles,
Abbé de Villeloin, Paris, Bd. 1, 1656, S. 154.
638 Der Katalog zur zweiten Sammlung, die nach dem Tod Marolles versteigert wurde, er-
schien 1672: Catalogue de livres d‘estampes et de figures en taille-douce avec un dénom-
brement des pièces qui y sont contenues, Paris, 1672.
639 Die Bände sind zum Teil noch heute an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort in der Pa-
riser Rue Vivienne, Département des Estampes et de la photographie der Bibliothèque
nationale de France, erhalten.
640 Brakensiek (2003), S. 19.
641 Catalogue de livres d‘estampes et de figures en taille-douce avec un dénombrement des
pièces qui y sont contenues, Paris, 1666.
642 „[…] j’apprehende bien qu’aprés ma mort, elles ne dissipent, & que tout d’un coup, un
corps qui s’est formé peu à peu de diverses parties, de plusieurs endroits avec assez de
difficulté, ne vienne à se démembrer.“ Catalogue de livres d‘estampes (1666), S. 18.
Abb. 49: Michel de Marolles (1600–1681)
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur