Seite - 209 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄTSTICHSAMMLUNGEN 209
215 Portefeuilles der „besten und ra-
resten Contrefaits gelehrter vortreffli-
cher Männer“685 wurden im selben Jahr
aus dem Stadtpalais des Prinzen in der
Wiener Himmelpfortgasse, wo sie in den
Bibliotheksräumen im Piano nobile, in
den untersten Fächern der Bücherre-
positorien aufgestellt waren, in das nur
wenige Jahre zuvor fertig gestellte Ge-
bäude der Hofbibliothek verbracht. Der
damalige Präfekt der kaiserlichen Hof-
bibliothek, Pius Nikolaus Garelli, ver-
anlasste die geschlossene Aufstellung
der Porträtsammlung gemeinsam mit
den Druckwerken und der Kupferstich-
sammlung des Prinzen im Zentrum des
Bibliothekssaales.686
Schon zu Lebzeiten Eugens wurde
dem prunkvollen Äußeren der Samm-
lung die Bewunderung seiner Zeitgenossen zuteil. Die Holzkassetten, wie
die Klebebände der Kupferstichsammlung einheitlich mit rotem Maroquin
überzogen, stammen aus der Werkstatt des Buchbinders und Bibliothekars
des Prinzen, Etienne Boyet, der 1713 von Paris nach Wien kam und bis zum
Tod Eugens in dessen Diensten stand. Auf dem Vorder- und Rückendeckel
tragen sie das goldgepresste Supralibros des Prinzen, das Wappen der Li-
nie Savoyen-Carignan, umgeben von der Kollane des Ordens vom Goldenen
Vließ in ovaler Kartusche. Die Rücken der Portefeuilles, in sieben Felder ge-
teilt, in denen sich jeweils ein bekröntes Savoyer Wappen mit dem aus zwei
tradidero, pro omnibus Praetensionibus meis, mihi quoad vixero, annue decem mille flo-
reni ex Cassa Carneruli Bancali per Partes angaricales à duodecima mensis Decembris
evoluti millesimi septingentesimi trigesimi septimi Anni, Annum Inchoativum nume-
rando, praeferenter et punctualiter, prouti et absque Omni Taxae et Arrhae Solutionis
Detractione dentur.“ Gegenstand des Verkaufs war auch das Schloss Ráckeve in Ungarn.
Die Verkaufsurkunde vom 27. Februar 1738 befindet sich im Archivio di Stato di Torino,
Materie politiche per rapporto all‘interno, Principi di Carignano Soissons, Mazzo 6, Fas-
cicolo 5.
685 Aus einer Beschreibung der Bibliothek des Prinzen Eugen von seinem Zeitgenossen Jo-
hann Basilius Küchelbecker. In: Küchelbecker (1730), S. 689.
686 Vgl. Nader (1986), S. 37. Zu den Bibliotheksräumen im Stadtpalais vgl. Seeger (2004), S.
134, sowie die ausführliche Beschreibung in „Des Grossen Feld-Herrns Eugenii Herzogs
von Savoyen Kayserl. und des Reichs General-Lieutenants Helden-Thaten, biss auf Des-
sen seel. Absterben.“, Sechster Theil (1739), S. 1130–1140.
Abb. 57: Prinz Eugen von Savoyen
(1663–1736)
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur