Seite - 253 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄTSTICHSAMMLUNGEN 253
bildliche Ausstattung der Räume der zweiten Etage des Schlosses nach
Raumnummern geordnet wiedergegeben.
Zur Klärung der Fragestellung nach Gemeinsamkeiten zwischen der An-
ordnung der Gemälde in der Porträtgalerie und der Montierung der Porträt-
stiche in den Alben sollen exemplarisch die im Verzeichnis Souliés angeführ-
ten Porträts aus den Sälen zur Regierungszeit Ludwigs XIV. mit dem oben
angeführten, ebenfalls Ludwig XIV. gewidmeten Band Nr. 30 der Porträt-
stichsammlung einem Vergleich unterzogen werden. Das Grand Siècle, das
sich als beherrschende Epoche durch das ganze Museum zog, bildete auch
innerhalb der Porträtgalerie einen Schwerpunkt. Drei Säle des Aile du Nord
waren mit rund 200 Porträtgemälden Verwandter und Zeitgenossen des
Sonnenkönigs ausgeschmückt. Bereits ein erster Blick auf die numerische
Auflistung der Gemälde des ersten der drei Räume weist hinsichtlich deren
Aufeinanderfolge offensichtliche Ähnlichkeiten mit der Reihenfolge inner-
halb des Klebebandes auf.791 Die gemeinsamen biografischen Zusammen-
hänge der dort hintereinander angeführten Personengruppen stimmen weit-
gehend mit jenen Klassen überein, nach denen auch die Porträtstiche in den
Bänden angeordnet wurden: Herrscherhäuser – Hoher Adel – Marschälle,
Admiräle und Militärs – Minister und Staatsbeamte – Künstler, Architekten
und Literaten – Frauen. Die Einteilung erstreckt sich jedoch nicht über alle
drei Räumlichkeiten zusammen, sondern beginnt in jedem Saal aufs Neue,
teilweise mit den Bildnissen identer Personen.
Dem Inventar zufolge enthielten alle drei Säle Porträts von Angehörigen
des Königshauses Bourbon und dessen Nebenlinien, beginnend mit Lud-
wig XIV. und dessen Gemahlin Maria Theresia von Österreich. Dabei han-
delte es sich quasi um Familiengalerien, wobei neben dem Grand Dauphin
auch andere leibliche Nachkommen Ludwigs, uneheliche und legitimierte
Söhne, Töchter und Enkel vertreten waren.792 Zu ihnen gesellten sich Her-
zoge und Herzoginnen von Orléans, Lothringen oder Fürsten von Condé. Zeit-
genössische Monarchen, denen in der Porträtstichsammlung jeweils eigene
Bände gewidmet waren, hingen nun Seite an Seite mit dem französischen
Hochadel: die Könige von England, Spanien, Polen, Portugal und Schweden,
russische Zaren und römisch-deutsche Kaiser, zumeist mit deren Ehefrauen.
Eine nächste Gruppe war, wie im Klebeband zu Ludwig XIV., den „Mar-
schällen von Frankreich“ und anderen hohen Militärs gewidmet. Darunter
fanden sich die großen Marschälle und Heerführer ebenso wie Admiräle der
königlichen Marine.793 Aufeinanderfolgend wurden auch die Porträts von
791 Vgl. Soulié (1861), S. 156–172.
792 Soulié (1861), Nr. 3619–3625, Nr. 3659–3663, Nr. 3696–3698 u.a.
793 Ebenda, Nr. 3528–3536, Nr. 3670–3675 u.a.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur