Seite - 255 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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8. DIE ORDNUNG DER PORTRÄTSTICHSAMMLUNG
KAISER FRANZ’ I.
8.1 Datierung und Analyse der eigenhändigen
Systematisierungsarbeiten
Die Beschäftigung mit der eigenen Sammlung beschränkte sich im Falle
Franz’ I. nicht nur auf das Betrachten der Kupferstiche in den „Rekreations-
stunden“, worüber sein Biograf Cölestin Wolfsgruber mehrfach berichtet.796
Insbesondere in den Jahren nach seiner Krönung zum römisch-deutschen
Kaiser befasste er sich intensiv damit, die zusammengetragenen Porträts zu
sortieren und in eine Ordnung zu überführen, nach der die Blätter systema-
tisch abgelegt werden konnten.
Schriftliche Aufzeichnungen von der Hand des Kaisers – genealogische
Tabellen, Verzeichnisse von Teilbeständen sowie ein konkreter systema-
tischer Katalog über Zehntausende von Porträtstichen, die sich bis heute
in der ehemaligen Privatbibliothek erhalten haben, lassen keinen Zweifel
daran, dass es sich bei diesen Systematisierungsarbeiten um ein mit beson-
derer Ernsthaftigkeit betriebenes Betätigungsfeld des Monarchen handelte.
Voraussetzung für die Ordnungsarbeiten dürften wohl die andauernden
umfangreichen Neuzugänge der ersten zehn Jahre seiner Sammeltätigkeit
gewesen sein, welche ihn schließlich dazu bewegten, sich dem systemati-
schen Ordnen zuzuwenden. Insbesondere die Ankäufe ganzer Privatsamm-
lungen wie jener des Georg Friedrich Brandes mussten letztendlich zu einer
pragmatischen Lösung hinsichtlich deren Aufstellung und Eingliederung
führen.
Die von Franz geführten Verzeichnisse erlauben einen Einblick in die
damals entwickelte Klassifizierung der Porträts, nach welcher jeder Per-
son ein bestimmter Platz innerhalb der Sammlung zugewiesen wurde. Die
handschriftlichen Auflistungen lagern in sieben Holzkassetten, die jeweils
zwei bis fünf Faszikel enthalten, welche mit kurzen Angaben zum Inhalt
versehen wurden.797 Der überwiegende Teil der darin enthaltenen Verzeich-
796 Wolfsgruber, Bd. 1 (1899), S. 237; Bd. 2 (1899), S. 46, basierend auf dem Tagebuch des
Franz von Colloredo-Wallsee. Auch die Mutter des späteren Kaisers Franz Joseph I., Erz-
herzogin Sophie, berichtet in ihrem Tagebuch, Kaiser Franz I. habe ihr immer wieder
neuwerworbene Kupferstiche präsentiert. Corti (1950), S. 40.
797 ÖNB, BAG, FKB 28032/1-7. Die sieben lederüberzogenen Holzkassetten mit der goldge-
prägten Rückenbezeichnung „CATALOGEN“ entsprechen jenen Kapseln, welche hand-
schriftliche Vorarbeiten des Bibliotheksvorstehers Peter Thomas Young zu den Bänden
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur