Seite - 271 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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8. DIE ORDNUNG DER PORTRÄTSTICHSAMMLUNG KAISER FRANZ’ I. 271
Umlaufschreiben an die an ausländischen Höfen akkreditierten k.k. Ge-
sandtschaftsposten, Porträtstiche der dort regierenden Familien zu akqui-
rieren – wurde eine Gesamtrevision der vorhandenen Porträtbestände in
Angriff genommen. Das Resultat der mehrere Jahre dauernden Inventari-
sierung der Einzelporträts, welche zunächst in einer alphabetischen Kartei
aus losen Zetteln erfasst wurden, bildete schließlich ein aus 50 Bänden be-
stehender Alphabetischer Katalog zur Porträtsammlung, der 1829 angelegt
und bis weit in das 20. Jahrhundert weitergeführt wurde.826
Die Initiative zur Revision und Neuaufstellung der Porträtsammlung
zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt an keine wesentliche Erweiterung derselben
mehr gedacht war. Das vergangene Jahrzehnt war durch eine mehrheitlich
passive Akquisitionspolitik geprägt, die sich im Wesentlichen auf Einsen-
dungen von grafischen Werken in- und ausländischer Künstler beschränkte,
die um Aufnahme ihrer Arbeiten in die Porträt- oder Kupferstichsammlung
baten. Erwerbungen im Kunsthandel und auf Auktionen erfolgten noch bis
knapp nach dem Tod des Kaisers, allerdings nur mehr in geringem Um-
fang.827 Bei der öffentlichen Versteigerung der Privatbibliothek und Kunst-
sammlung des kaiserlichen Schwiegervaters, König Maximilian I. Joseph
von Bayern, im Oktober 1826 wurden lediglich vier Porträts erworben.828
Der Bibliotheksvorsteher Peter Thomas Young, in den vergangenen Jahr-
zehnten erste Ansprechperson des Kaisers in allen Angelegenheiten die
Privatbibliothek und Porträtsammlung betreffend, begab sich im Juli 1828
schwer erkrankt zur Kur nach Baden. Konsequenterweise ließ man seinen
Stellvertreter, den Skriptor Leopold Joseph von Khloyber, weiterhin die In-
ventarisierung der Porträtsammlung durchführen, mit welcher er bereits
seit seiner Aufnahme in die Privatbibliothek befasst war und die er dank
seiner historischen und genealogischen Kenntnisse mit großer Sorgfalt vor-
nahm.829 Khloyber führte nun auch den Schriftverkehr mit Buchhändlern
und Hofstellen und übernahm gewissermaßen Youngs Position als Biblio-
theksvorsteher. Nach dem Tod Youngs im Februar 1829 wurde ihm die Lei-
tung der Privatbibliothek und der angeschlossenen grafischen Sammlungen
anvertraut.
Der Inventarisierung musste zunächst ein systematisches Ordnen vor-
826 ÖNB, BAG, FKB.INV.85.
827 Die entsprechenden Ankäufe sind in den Ausgabenjournalen und Belegsammlungen des
Archivs der Fideikommissbibliothek dokumentiert.
828 Dies war auch dadurch bedingt, dass beim Eintreffen des Auftrages an den Gesandten
die Versteigerung bereits begonnen hatte. Vgl. ÖNB, BAG, FKBA09021, fol. 6v, bzw. Hu-
ber-Frischeis/Knieling/Valenta (2015), S. 350 f.
829 Ein großer Teil des alphabetischen Zettelkatalogs zur Porträtsammlung trägt Khloybers
Handschrift.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur