Seite - 278 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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III.
ORDNUNGSSTRATEGIEN278
len.843 Zugleich ordnete Kaiser Franz an, dass zu jeder souveränen Familie
auch deren Wappen, kunstvoll gezeichnet und koloriert, eingelegt werden
solle. Mit der Ausführung beauftragte man den Landschafts- und Wappen-
maler Joseph Stein (1784–1843), der in der Wiener Krugerstraße ein Wap-
penbüro betrieb.844 Stein, laut Khloyber „der geschickteste Künstler seines
Faches in Wien und vielleicht auch in Deutschland“, erhielt für jedes Wap-
penblatt 6 fl. Konventionsmünze aus der kaiserlichen Privatkasse, für grö-
ßere, feiner ausgeführte Wappen 8 fl. Die Auszahlung erfolgte jeweils nach
der Ablieferung von 20 Blättern. Noch Ende 1832 trafen die ersten Wappen
ein, bis Oktober 1833 wurden 45 Vorsatzblätter mit farbigen Wappen ge-
liefert und in die entsprechenden Portefeuilles der dynastischen Abteilung
eingelegt.845
Da man im Zuge der Neuorganisation der Porträtsammlung auf kaiser-
lichen Befehl auch die Portefeuilles erneuern ließ, wurden diese nach und
nach dem Buchbinder übergeben, damit er sie mit den Klassenaufschriften
versehen konnte. Zudem mussten rund 350 schadhafte Portefeuilles restau-
riert werden, eine Arbeit, die sich durch die im August 1831 in Wien ausbrei-
tende Choleraepidemie verzögerte. Diesen Anlass nutzte Khloyber, um sich
die kaiserliche Einwilligung zu einer weiteren durchgreifenden Veränderung
einzuholen: Bei jenen Portefeuilles, welche die gegenwärtig neu inventari-
sierte dynastische Abteilung der Porträtsammlung enthielten, könnten die
nach Adelsrang geordneten Klassenbezeichnungen doch auf rote Schilder
geprägt werden. So würden sie sich deutlich von den Portefeuilles der stän-
dischen Abteilung abheben, deren Klassenbezeichnungen auf blaue Schilder
gedruckt wurden. Der Kaiser willigte mit einer knappen Resolution ein: „Die
Portefeuilles, welche Souverains enthalten, sind mit rothen Schildern zu ver-
sehen“.846 Die Trennung der Porträtsammlung in Herrscher und Untertanen
war nun auch äußerlich sichtbar vollzogen.
843 FKBA16018, fol. 3v.
844 Böckh (1822), S. 281.
845 Khloyber plante ursprünglich, 120 bis 140 Wappen malen zu lassen. Weshalb die Liefe-
rungen eingestellt wurden, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Es lassen sich 42 Blät-
ter nachweisen, die bis zum Jahr 2007 in den jeweiligen Portefeuilles eingelegt waren und
heute das Konvolut mit der Inventarnummer Pk 4867 bilden.
846 FKBA15162, fol. 6r.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Titel
- Porträtgalerien auf Papier
- Untertitel
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Autor
- Patrick Poch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Kategorie
- Kunst und Kultur