Seite - 12 - in Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen - Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
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meinde inWien in dieser Phase ein. Der langjährige spätere Direktor Munk
(2008,75) schildert,dassdasGhettomuseumnachdempolitischenUmschwung
deshalb bereits 1991 eröffnetwerdenkonnte,weil dieMuseumsangestellten seit
den 1960ernweiterhin inoffiziell Exponate gesammelt hatten. (Blodig 2005, 226)
AuchdieGeschichte des Internierungslagers fürDeutsche auf demGeländedes
früherenNS-Gefängnisseswurde1995–97hinzugefügt. (Blodig1995,242)Weitere
Publikationen konzentrieren sich ausschließlich auf die Zeit vor 1989. (Lunow
2015; Hallama 2015) Ein seltener Text über die heutige Gedenkstätte vergleicht
diese mit der fehlenden Gedenkstätte im ehemaligen ,Zigeunerlager‘ Lety u
Písku, analysiert aberdie Thereseinstadt-Ausstellungenkaum, sondern verweist
vorallem(zurecht)aufdieDiskrepanzzwischendenvielenGedenkortenderTere-
zínerFestungsstadtunddemfehlendenMuseuminLety. (LennonundSmith2007,
79)MeineAnalyse der heutigenAusstellungen inTheresienstadt und ihrerMuse-
umsführer leistetalsoGrundlagenforschung.
– DasMuseumdesSlowakischenNationalaufstands imzentralslowakischen
BanskáBystrica istwiederAufstandvon1944selbstaußerhalbderSlowakeinur
wenigbekannt–unddasobwohlderAufstandein zentralesEreignis inder slo-
wakischenGeschichtsschreibung vor undnach 1989 (Hudek 2011, 830) undder
JahrestageinstaatlicherFeiertag(Vrzgulová2017,301) ist.EinigeAutorInnenver-
weisenaufdieeinzigartigeArchitekturdes1969eröffnetenMuseums,diebeiden
Museumshälftenmit demGedenkbereich inderMitte. (LášticovaundFindor
2008, 247;Mannová 2011, 231–2; Hudek 2011, 841). DenDauerausstellungen
widmen sich vor allem zwei Arbeiten. (Lášticova und Findor 2008; Sniegon
2017) Die aktuelleDauerausstellung aus dem Jahr 2004,demJahrdes slowaki-
schen EU-Beitritts, spiele nun die Rolle der sowjetischen Unterstützung des Auf-
stands genauso herunter, wie die sozialistische Ausstellung sie überbetont habe.
(LášticovaundFindor2008,251)WährendLášticovaundFindordieEuropäisierung
desNarrativs in der Ausstellung diagnostizieren,wird hier stärker Tomas Sniegon
(2017, 166) gefolgt, der kritischer vomslowakischen „national-europäischenNarra-
tiv“spricht.MitderdiachronenAnalysederMuseumsführerundderVerortung
desMuseumsals eines der prominentestenBeispiele für eine ‚AnrufungEu-
ropas‘ imZugederEU-BeitrittsverhandlungenwirdhierNeulandbetreten.
– DasHausdesTerrors inBudapest ist unzweifelhaft jenesder zehnhier un-
tersuchtenMuseen, über das ammeisten publiziert wurde. Es wurde 2002 im
Wahlkampf von Viktor Orbán als staatlichesMuseum eröffnet (Manchin 2015,
237; Apor 2012a, 233; Fritz undWezel 2009, 240) und steht bis heute unter der
Leitung vonMária Schmidt. Es betreibt die Reinwaschung des Horthy-Regimes
12 1 Einleitung
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Titel
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Untertitel
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Autor
- Ljiljana Radonić
- Verlag
- DE GRUYTER
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918