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gar von „marriage of ‚memory studies‘with the European identity debate“. Die
‚EuropäisierungdesHolocaust‘
gatheredmomentumbetween 1995 and 2000,when theEPadopted sixmore of its twelve
Holocaust-relateddocuments: (1) the„Resolutiononadaytocommemorate theHolocaust“
of15 June1995, (2) the„Resolutiononthereturnofplunderedproperty toJewishcommuni-
ties“of14December1995, (3) the„ResolutiononAuschwitz“of18April 1996, (4) the„Reso-
lution on restitution of the possessions of Holocaust victims“ of 16 July 1998, (5) the
„Resolution on countering racism and xenophobia in the European Union“ of 16 March
2000,and(6) the„Declarationontheremembranceof theHolocaust“of7June2000.
(Kucia2016, 103)
Offenbarwar 1995 die Zeit für ein gemeinsamesHolocaustgedenken auf EU-Ebene
nochnichtgekommen,dennessolltebis2000dauern,bis sichdie Ideeeineseuro-
paweiten Gedenktags durchsetzte. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre lag der
Schwerpunktnochauf ‚harten‘FragenvonEntschädigungundderRestitutionvon
Raubkunst, Raubgold usw., etwabei der Londoner Konferenz überNazi-Raubgold
1997undderWashingtonerKonferenzübergeraubteVermögenswerte 1998. Indie-
sen Kontext fällt auch die einzige explizite Aufforderung der EU an die ostmittel-
und südosteuropäischen Beitrittskandidaten: ImDezember 1995 verabschiedete
dasEuropäischeParlament die „Resolutionon the returnof plunderedproperty
to Jewish communities“und fordertedarin „all countries of Central andEastern
Europewhich have not already done so to adopt appropriate legislation regar-
dingthereturnofplunderedpropertysothat thepropertyof Jewishcommunities
maybe returned to Jewish institutions, in accordancewith theprinciples of jus-
ticeandmorality“. (EuropeanParliament1995)
Zeitgleichmit demSkandalumdasSchweizerRaubgoldwurde 1998 inSchwe-
dendasExpertInnennetzwerkTaskForce for InternationalCooperationonHolocaust
Education,Remembrance,andResearch(ITF)gegründet,demheute–umbenanntin
InternationalHolocaustRemembranceAlliance(IHRA)–32Länderangehören.Der
Politikwissenschaftler Jens Kroh vermutet, die ErwähnungSchwedens imZu-
sammenhangmitgeraubtenVermögenswerten imEizenstat-Bericht einMonat
vorderAnkündigungeiner schwedischen InformationskampagnezumThema
Holocaust spiele eine Rolle, und die Motive für die Gründung der ITF seien
hauptsächlich inderAbwendungeines Image-Schadens vergleichbar jenemder
Schweiz zu suchen.AlsHinweis daraufnennt er dieTatsache, dass sichSchwe-
denbeiderGründungder ITFzunächstnuranGroßbritannienunddieUSA–die
beidenLänder, indenendieobenerwähntenKonferenzenstattgefundenhatten–
mitderAufforderungumZusammenarbeitwandte,währendIsraelundDeutsch-
land erst einigeMonate später, und zwar (symbolisch aufgeladen) beide gleich-
zeitig, in die ITF aufgenommenwurden. (Kroh 2008, 160)WelcheMotive auch
immer bei der schwedischen Initiative, die den Fokus von der Entschädigungs-
2.1 Geschichtspolitik,Gedächtnistheorieund ‚EuropäisierungderErinnerung‘ 21
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Titel
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Untertitel
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Autor
- Ljiljana Radonić
- Verlag
- DE GRUYTER
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918