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schung totalitärerRegime inPragangesiedeltePlatformofEuropeanMemory and
Conscience, einunmittelbaresErgebnisder„EntschließungdesEuropäischenPar-
laments zumGewissenEuropasund zumTotalitarismus“ aus 2009. Büttner und
Delius zufolge sei das vondenKulturministerienDeutschlands, Polens,Ungarns
undderSlowakei gegründeteENRS starkvonderwissenschaftlichenBemühung
umAnerkennungunterschiedlicher erinnerungskultureller Perspektivengeprägt.
In ihremMissionStatementwerfen sie folgendeFragenauf: „Howcanwecreate
new, broader and internallymore differentiated narratives? How canwe shape
thememoryof thevictimsofNationalSocialismandcommunismwithouterasing
theirdifferencesandwithoutallowinganyonetocompeteovervictimcountsor to
trivialise thediscussion?“30DiePlattformhingegen
actively pursues an agenda of establishing new ‚anti-totalitarian‘ narratives and, more
concretely, strives for theadoptionof transitional justicemeasures regardingcrimescom-
mitted byCommunist regimes onaEuropean scale. Thus, contrary to its name, thePlat-
form acts as a classic lobby actor in Europeanmemory politics rather than as an open
‚Platform‘ofdebateon ‚EuropeanMemoryandConscience‘.
(BüttnerundDelius2015,401)
Eine von der Plattform erstellte Ausstellung heißt folglich Totalitarianism in Eu-
rope, das Schul-Lesebuch Lest We Forget. Memory of Totalitarianism in Europe
(Purves2013)enthältdieLebensgeschichtenvon30von„Totalitarismus“betroffe-
nenMenschenaus 16Ländern.MitgliederderPlattformsindunteranderemauch
einige der hier untersuchtenMuseen bzw. die jeweilige übergeordnete Stiftung:
dasHaus des Terrors, dasMuseumderOkkupation Lettlands, das Genozid- und
Widerstands-Forschungszentrum Litauens (die Trägerorganisation des Museums
derGenozidopfer inVilnius) sowiedasMuseumdesWarschauerAufstands. 2014
wurdedas Institut fürdieErforschung totalitärerRegimeausderPlattformausge-
schlossen und das Sekretariat zog von Prag nach Brüssel um. Als vielsagenden
Grund fürdiesenradikalenBruchmitdemPrager InstitutgabderLeiterderPlatt-
forman:„theInstitutehasbeeninfiltratedbyCommunistcollaborators“. (Platform
2014) Die neue tschechische sozialdemokratisch angeführte Regierungskoalition
vonBohuslavSobotkahatte einenneuenDirektordes Instituts eingesetzt, dessen
neuerKurssichnichtmitdentotalitarismustheoretischenPrämissenderPlattform
vertrug.
Małgorzata Pakier und JoannaWawrzyniak resümieren bezüglich der Ver-
änderungdereuropäischenErinnerungslandschaft:
30 Text der altenWebseite (http://www.enrs.eu/en/goals), abgerufen am4.5.2017, heute nicht
mehrabrufbar. 2.3 Die ‚Osterweiterung‘derEuropäisierungderErinnerung 29
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Titel
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Untertitel
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Autor
- Ljiljana Radonić
- Verlag
- DE GRUYTER
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918