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tenWeltkriegs aus. 30 bis 40 Jüdinnen und Judenwurden aus der deutschen
Zone zusammenmit Romnja und Roma nach Serbien und Kroatien deportiert.
(Kranjc2013,598) InLjubljanainder italienischenZonewurden1941 lediglich45
slowenischstämmige Jüdinnen und Juden und 108 geflüchtete gezählt. (Kranjc
2013, 599)Die Einheimischenwurden inLager inNorditaliendeportiert, dieGe-
flüchteten in das KZ Feramonti di Tarsia in Süditalien; dieMehrzahl überlebte.
ZumZeitpunktderKapitulationItaliens1943befandsichnurmehreineHandvoll
Jüdinnen und Juden in Ljubljana, diemeisten getauft oder aus dem jüdischen
Glauben ausgetreten. Doch auch sie deportierten die Nazis, nurwenige konnten
verstecktbleiben. (Kranjc2013,600)DomobranzenverbreitetenantisemitischeNS-
PropagandaundbemühtendieMärvomJudeo-Kommunismus. (Kranjc2013,600f)
Siehalfenab1943beiderFestnahmederübriggebliebenenJüdinnenundJudenin
Ljubljanamit.
InPrimorskawaresOdiloGlobocnik,derfrühereLeiterderAktionReinhardt,
dem die Vernichtungslager im Generalgouvernement unterstanden hatten, der
die JudenvonTriest undGorizia einsammelnundnachAuschwitz-Birkenaude-
portierenließ.VielewurdenauchimKZRisieradiSanSabbainTriestermordet.
InderungarischbesetztenRegionPrekmurjewardie jüdischeBevölkerung
von ungarischen Gesetzenwie demNumerus Clausus betroffen. Manchewur-
den in Arbeitslager nach Ungarn oder in die Ukraine gebracht. (Kranjc 2013,
602)AbMärz 1944warnachderdeutschenBesatzungUngarnsdasTragendes
JudensternsVorschrift. ImApril 1944mussten sichalle inder jeweiligenSyna-
goge vonLendavabzw.MurskaSobota versammeln, von letzteremOrtwurden
328 Menschen, insgesamt rund 460 Jüdinnen und Juden aus dem Prekmurje
nachAuschwitz-Birkenaudeportiert.Nur65überlebtendenKrieg. (Kranjc2013,
603;LutharundŠumi2004,39)
In Bezug auf die Verfolgung slowenischer Romnja undRoma ist die For-
schungslagenochsehrschlecht.Bekannt ist,dassmännlicheRoma56ausdem
ungarisch besetzten Prekmurje zwar Zwangsarbeitsdienst in Ungarn leisten
mussten, doch wurde nach heutigem Forschungsstand kein einziger depor-
tiert oder ermordet. (Kuzmič 2013, 78) Hingegen wurden Romnja und Roma
Opfer sogenannter „revolutionärer Gewalt“ der PartisanInnen: 2017 gab die
staatliche Kommission zur Erforschung versteckter Massengräber die Entde-
ckung eines Massengrabs bei Ljubljana mit Überresten von 53 Romnja und
Romabekannt, die imMai 1942 vonPartisanInnenerschossenwordenwaren.
(Hacler 2017)AlsGrundgibt die von JožeDežmangeleiteteKommission „prä-
ventive Vernichtung“ an– aus Angst davor, dass die umherziehendenRoma
56 IchdankeVitaZalar fürwertvolleLiteraturhinweisezudiesemkaumerschlossenenThema.
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Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Titel
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Untertitel
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Autor
- Ljiljana Radonić
- Verlag
- DE GRUYTER
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 338
- Schlagwörter
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918