Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen - Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
Seite - 92 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 92 - in Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen - Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid

Bild der Seite - 92 -

Bild der Seite - 92 - in Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen - Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid

Text der Seite - 92 -

vorhandenwaren,wurdedabeiausgespart.Beides,AusstellungenwieAussparun- gen,wirdspäter imKapitelüberdie2000erJahreerörtert.67 Unter den zehnhier untersuchtenMuseenwardie ersteDauerausstellung, diedie sowjetischeBesatzungbehandelte,nicht inVilnius, sondern im1993er- öffnetenMuseumder Okkupation Lettlands in Riga zu finden.68 DasMuseum wurde in einem ursprünglich glänzend kupferroten (Nollendorfs 2008b, 226), nunschwarzenblockartigenGebäudeamRathausplatzuntergebracht. (Abb.15) Darin hatte sich seit dem 100. Geburtstag Lenins 197069 (Blume 2007, 58) bis 1991einPropagandamuseumfürdieRotenLettischenSchützenbefunden,Vor- kämpfer der kommunistischen Revolution von 1917, die Riga gegen die deut- scheReichswehrverteidigthatten. (Nollendorfs2008a,280)DessenLeitnarrativ besagte, dass Letten nicht gegen, sondern für die Rote Armee gekämpft hatten undstelltedie sowjetischeBesatzungalsBefreiungdar. (Lenss 2006, 50f;Meckl 2016,411) 1993erfolgtedanndie 180-Grad-WendederMuseumsausrichtung,was auchdie prosowjetische Zeitschrift SovetskajaMolodëž amVorabend derMuse- umseröffnungetwasmürrischunterdemTitelGeschichte–DienerinderPolitik70 feststellte: „Es stellt sichheraus, dassdasMuseumderLettischenSchützenwei- terexistieren wird. Doch der düstere Quader hat seinen Inhalt geändert. Alles, was ‚rot‘war, landete imSpeicher. […] JetztwirddiesesMuseumeineandereAus- stellung beherbergen – Lettlands 50-jährige Besatzung.“ (Kabanovs 1993) Finan- ziertwurdedasMuseumsprojektzunächstdurchexil-lettischeSpendenundspäter auchöffentlicheGelder. (FritzundWezel2009,237;Evans2006,343) Gegründet wurde das lettische Museum von Paulis Lazda, der das Land mit seinenEltern1944verlassenhatte (Mark2008,350)undGeschichteprofes- sor an der Universität vonWisconsin wurde. (Michel und Nollendorfs 2005, 350) Er sah die Anerkennung des „okupācijas fakts“ (Lazda 2003; Radonić 2017, 278–279;Radonić 2018c, 517–518), der Tatsache, dass Lettland 1944von der Sowjetunion besetzt und nicht befreit wurde, als überlebensnotwendige Basis fürden jungen lettischenStaat an.DasMuseumsollteLazdazufolgedie 67 Berichte über die Eröffnung finden sich in den ZeitungenRespublika (22.10.1992),Atgimi- mas (26.10.1992) und Lietuvos aidas (24.10.1992). Einzig die staatliche Zeitung Lietuvos aidas erwähntauchdieNS-VergangenheitdesGebäudesalsGestapo-Gefängnis. 68 Ich danke Valters Nollendorfs und demMuseum für die Zusendung der Museumsführer undKatjaWezel fürdenAustauschzulettischenMuseen. 69 Unter StalinhattendieRotenSchützenkeineRolle gespielt, da imstalinistischenNarrativ einzigRusslanddenKommunismuspopulärhabemachenkönnen.Erst inderpolitischenTau- wetterperiodeder 1960er Jahrewurdeder lettischeBeitragzursowjetischenGeschichte thema- tisiertunddieGestaltungdesMuseums1968ausgeschrieben. (Lenss2006,50) 70 Ich danke Inta Lase für ihre Recherche lettischer Zeitungen undÜbersetzungen aus dem LettischenundRussischen,diesie inmeinemAuftragerstellthat. 92 4 DerZweiteWeltkrieg imMuseum
zurück zum  Buch Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen - Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid"
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
Titel
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Untertitel
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
Autor
Ljiljana Radonić
Verlag
DE GRUYTER
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-072205-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
338
Schlagwörter
Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen