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Margo
Bargheer34
2.3 Forschungsrelevante Technologie als Wegbereiter
Im Herbst 1969, etwa drei Monate nach der spektakulären Landung der
Raumfahrtmission Apollo 11, gelang in den USA eine kleine und nur von
Expertinnen und Experten wahrgenommene wissenschaftliche Sensation.
Erstmals wurden im Arpanet Daten von einem Computer zu einem ande-
ren per Netzwerkprotokoll übertragen, einem Netz, dem es wegen seiner
politischen Bedeutung nicht an Ressourcen und dementsprechender In-
novationskraft mangelte. Mit dem gelungenen Datentransfer ließ sich das
ambitionierte Ziel des Arpanet, ein ausfallsicheres und verteiltes Netz von
Datenverarbeitung für den Verteidigungsfall, tatsächlich realisieren – des-
sen Architektur damit zum Nukleus unseres heutigen Internets werden
konnte. 1971 kam Ray Tomlinson, der als Angestellter der Firma BBN für das
Betriebssystem des Arpanet zuständig war, die Idee, mit Hilfe des @-Zei-
chens den Adressaten und Rechnernamen zu koppeln und auf diese Weise
Textdateien von Rechner zu Rechner zu schicken. Schon 1973 waren knapp
2.000 Rechner im Netzwerk Arpanet verknüpft, auf denen der Großteil des
Datentransfers aus E-Mails bestand, mit denen die vernetzten Wissenschaft-
lerinnen und Wissenschaftler kommunizierten.30 In diese Jahre fallen auch
die Durchbrüche der wissenschaftlich orientierten Formatierungs- und Aus-
zeichnungssprachen. In Tübingen waren es Wilhelm Ott und Kuno Schälkle,
die für den professionellen Textsatz31 komplexer Editionen in den Geistes-
wissenschaften 1973 die Formatierungssprache TUSTEP (TUebinger System
von TExtverarbeitungsProgrammen) vorlegten, zu einer Zeit, als die ersten
Tischrechner zum Einsatz kamen und damit das Potenzial von maschineller
Datenverarbeitung auch in den Geisteswissenschaften erkannt wurde.32 Die
frühen Versionen von TUSTEP waren im prozeduralen FORTRAN abgefasst,
der ersten höheren Programmiersprache überhaupt, die aus den 1950er-Jah-
ren stammt. Wilhelm Ott, der TUSTEP auf den Erfahrungen seiner eigenen
30 https://www.telespiegel.de/wissen/geschichte-der-email/, zuletzt geprüft am 11.03.2020.
31 Zu dieser Zeit fotoelektronischer Satz, bei dem alle Lettern und Zeichen digital in der
Satzmaschine gespeichert waren und damit lichtempfindliches Filmmaterial belichtet
wurde. Revolutionär an TUSTEP war daher, dass die inhaltliche Kontrolle über die Druck-
vorstufe an die Produzenten überging, was dem heutigen Prinzip von Desktop Publishing
(DTP) um viele Jahre vorgriff.
32 http://eadh.org/wilhelm-ott, außerdem https://www.pagina.gmbh/unternehmen/firmen
geschichte/, zuletzt geprüft am 11.03.2020.
Publikationsberatung an Universitäten
Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Titel
- Publikationsberatung an Universitäten
- Untertitel
- Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Autoren
- Karin Lackner
- Lisa Schilhan
- Christian Kaier
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5072-7
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Wissenschaftliches Publizieren, Publikationsberatung, Bibliothek, Informationswissenschaft, Bibliothekswissenschaft, Universität, Verwaltung, Wissenschaft, Bildung
- Kategorie
- Medien