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Historische Umbrüche im wissenschaftlichen Publikationswesen 35
Arbeit an kritischen Editionen entwickelte, weil er zwar die Potenziale der
maschinellen Verarbeitung erkannte, aber keinerlei geeignete Werkzeuge
vorfand, schrieb 2000 zu diesen ersten Ansätzen:
»Die Zeit, in der die Grundkonzepte von TUSTEP entstanden sind, war die
Zeit der Großrechner, die mit Lochkarten ›gefüttert‹ wurden. […] Wir hatten
in der Tat, so absurd dies klingen mag, geradezu ideale Voraussetzungen bei
der Entwicklung: unsere Phantasie war nicht eingeschränkt dadurch, daß wir
uns an Leistungsmerkmalen vorhandener Software orientieren mußten
– es
gab ja keine Software für unser Feld. […] Ich […] bin überzeugt, daß es heute
nicht mehr gelingen würde, ein System wie TUSTEP zu entwickeln. Zu domi-
nant wären die Vorgaben, die z. B. die (für viele wissenschaftlichen Zwecke
noch immer unzureichenden) Möglichkeiten der Zeichenkodierung von Uni-
code bedeuten, oder die Vorgaben zur Textauszeichnung, die mit Standards
wie XML und, auf unserem Gebiet, mit den Empfehlungen der Text Encoding
Initiative (TEI) heute existieren.«33
Donald Knuth, Mathematiker und Sohn eines Typographen, entwickelte
im Laufe eines Jahrzehnts an der Stanford University das auf PASCAL be-
ruhende Satzsystem TeX, das er erstmals 1978 vorstellte. TeX ermöglichte
es, Struktur und Inhalt von wissenschaftlichen Artikeln so zu differenzie-
ren, dass die semantischen Inhalte, die Konfigurierung der Arbeitsumge-
bung und alle Standarddateien mit den vorherrschenden Technologien ver-
teilt werden und durch die vollständige Parametrisierung des Inhaltes die
Struktur des Textes unabhängig von der Arbeitsumgebung des Empfängers
gerendert werden konnte.34 Da TeX zudem entwickelt wurde, um mathema-
tische Formeln unabhängig vom anzeigenden Betriebssystem wissenschaft-
lich standardisiert darzustellen, hatte sich dieses Format rasch in der Com-
munity der messungsintensiven und mathematisch orientierten Disziplinen
wie der theoretischen Physik verbreitet.
33 Wilhelm Ott, »30 Jahre Literarische und Dokumentarische Datenverarbeitung an der Uni-
versität Tübingen
– 80 Kolloquien: mehr als nur zwei Jubiläen«, aus dem Protokoll des 80.
Kolloquiums über die Anwendung der Elektronischen Datenverarbeitung in den Geistes-
wissenschaften an der Universität Tübingen vom 18.
November 2000, zuletzt geprüft am
21.11.2019, www.tustep.uni-tuebingen.de/prot/prot801-tustep.html
34 Norbert Schwarz, Einführung in TEX (1987), 11, 171 etc.
Publikationsberatung an Universitäten
Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Titel
- Publikationsberatung an Universitäten
- Untertitel
- Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Autoren
- Karin Lackner
- Lisa Schilhan
- Christian Kaier
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5072-7
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Wissenschaftliches Publizieren, Publikationsberatung, Bibliothek, Informationswissenschaft, Bibliothekswissenschaft, Universität, Verwaltung, Wissenschaft, Bildung
- Kategorie
- Medien