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Margo
Bargheer38
halte ausging, musste die wissenschaftliche Verlagswelt akzeptieren, dass
die Preprintserver vor allem den Wissensproduzierenden dienten, deren
Inhalte den Kern ihres Geschäfts bilden, und dass sie deshalb nicht mit ur-
heberrechtlich begründeten Sanktionen aus der Welt zu schaffen waren. In
den Lebenswissenschaften konnten Zeitschriftenverlage mit Verweis auf
die Ingelfinger-Regel39 erwirken, dass frühe Preprint-Experimente wieder
eingestellt wurden.40 Die Charakteristika von Preprintservern konnten sich
nach diesem ersten Experiment nur in Grundzügen in PubMed Central er-
halten, indem zumindest die letzte Autorenversion nach Begutachtung
dort archiviert werden durfte. Die Lancierung des medArXiv ab 2017 war
von kontroversen Diskussionen begleitet, zumal im Bereich der Medizin
der verlegerischen Begutachtung eine gewichtige Rolle im Patientenschutz
zukommt, wonach Behandlungsansätze erst fachlich begutachtet werden
müssen, bevor sie an die Öffentlichkeit gelangen.41
Im Jahr 2016 akquirierte Elsevier den vormals unabhängigen und inter-
national etabliertesten Preprintserver für den gesellschaftswissenschaftli-
chen Bereich »Social Sciences Research Network« (SSRN) – was zu Recht kri-
tische Diskussionen verursacht.42 Nutzen nämlich einflussreiche Akteure ihre
dominante Position, um weitere systemrelevante Dienste zu akquirieren,
entstehen »Lock-in«-Situationen, wie sie Peter Kraker und Maxi Schramm
(2019) in der nachfolgenden Grafik (vgl. Abb. 3) visualisiert haben. Werden
neben den konventionellen Publikationskanälen wie Zeitschriften und Bü-
cher auch Elemente des Forschungsprozesses selbst (etwa Forschungsdaten-
management, Literaturverwaltungsprogramme oder Preprint-Server) von
39 Dazu das originale Editorial des New England Journal of Medicine, wonach eine Einrei-
chung für das NEJM ihren Wert verloren hatte, wenn die zentralen Inhalte bereits anders-
wo veröffentlicht worden waren, auch wenn es sich dabei nicht um ein streng wissen-
schaftliches Publikationsorgan gehandelt hatte. Ingelfingers Begründung war damals
ausschließlich das verlegerische Interesse von NEJM. Franz J. Ingelfinger, »Definition
of ›Sole Contribution‹«, The New England journal of medicine 281, Nr. 12 (1969), doi:10.1056/
NEJM196909182811208
40 Vgl. Garisto, »Preprints Make Inroads Outside of Physics«.
41 Kirk Barber, »MedArXiv: ›To Boldly go Where no one has Gone Before‹ – Star Trek: The
Next Generation/MedArXiv: »›Aller hardiment là où personne n’est encore jamais allé‹ –
Star Trek: la nouvelle génération«, Journal of cutaneous medicine and surgery 22, Nr. 3 (2018),
doi:10.1177/1203475418776661
42 Vgl. George H. Pike, »Elsevier Buys SSRN: What it Means for Scholarly Publication«, Infor-
mation Today 33, Nr. 6 (2016).
Publikationsberatung an Universitäten
Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Titel
- Publikationsberatung an Universitäten
- Untertitel
- Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Autoren
- Karin Lackner
- Lisa Schilhan
- Christian Kaier
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5072-7
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Wissenschaftliches Publizieren, Publikationsberatung, Bibliothek, Informationswissenschaft, Bibliothekswissenschaft, Universität, Verwaltung, Wissenschaft, Bildung
- Kategorie
- Medien