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Historische Umbrüche im wissenschaftlichen Publikationswesen 45
texte rechtfertigen ließ.54 Der US-amerikanische Ökonom Mark McCabe,
der 1998 die geplante Fusion zwischen Wolters Kluwer und Reed Elsevier im
Auftrag des Departments of Justice begutachtete und die problematischen
Auswirkungen auf Preisbildungsmechanismen in einer oligopolistischen
Situation wie dem wissenschaftlichen Zeitschriftenmarkt für den »Science
Technology Medicine« (STM)-Sektor herausarbeitete, bezeichnete dies als
»true market failure«.55 Wenn zwischen Anbietern (Verlagen) und Abneh-
mern (wissenschaftliche Produzierende sowie Leserinnen und Leser) kein
direktes ökonomisches Verhältnis besteht, sondern durch Intermediäre mit
Versorgungsauftrag (Bibliotheken) vermittelt wurde, können Preise sich
nicht elastisch im Spannungsfeld von Angebot und Nachfrage ausbilden.
Denn Zeitschriftentitel konnten bei zu hohen Preisen nicht wie im Konsum-
güterbereich durch günstigere Angebote substituiert werden, weil die darin
enthaltenen Artikel mit ihren spezifischen Inhalten den Zeitschriften aus
wissenschaftlicher Sicht ein Alleinstellungsmerkmal verleihen. Stattdessen
wurde die Situation noch verschärft, indem die marktmächtigen Verlage
ihre digitalen Angebote in großen Lizenzpaketen vertrieben, auf deren Ein-
fluss die Intermediäre wenig Einfluss hatten und in denen eine Quersub-
ventionierung von weniger nachgefragten Zeitschriften zu den Toptiteln
bestand. Damit wurden Bibliotheksbudgets weit über Gebühr strapaziert.56
3.5 Standards als Wegbereiter für neue Services und Markteintritte
Die Etablierung des digitalen Zugriffs auf Zeitschriftenartikel war jedoch
nicht mehr aufzuhalten. Hier ist besonders ein Industriestandard des Publi-
kationswesens zu nennen, der auf Betreiben der großen kommerziellen Ver-
lage ins Leben gerufen wurde. Seinen Erfolg aber verdankt er der Regelge-
bundenheit auf den exakten Anwendungsfall und seinen dahinterliegenden
sozialen Strukturen, in denen alle Akteure der wissenschaftlichen Wert-
schöpfungskette im Publikationswesen vertreten sind. Gemeint ist der DOI
54 Vgl. Mruck, Gradmann und Mey, »Open Access: Wissenschaft als Öffentliches Gut«, 5.
55 Vgl. Richard Poynder, »A True Market Failure: Professor Mark McCabe Talks About Pro-
blems in the STM Publishing Industry. (Poynder on Point)«, Information Today 19, Nr. 11
(2002).
56 Vgl. dazu auch Richard K. Johnson, »Open Access: Unlocking the Value of Scientific Re-
search«, in Collection Management and Strategic Access to Digital Resources:
The new Challenges
for Research Libraries, hg. v. Sul H. Lee (New York: Routledge, 2011), 107–24.
Publikationsberatung an Universitäten
Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Titel
- Publikationsberatung an Universitäten
- Untertitel
- Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Autoren
- Karin Lackner
- Lisa Schilhan
- Christian Kaier
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5072-7
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Wissenschaftliches Publizieren, Publikationsberatung, Bibliothek, Informationswissenschaft, Bibliothekswissenschaft, Universität, Verwaltung, Wissenschaft, Bildung
- Kategorie
- Medien