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Rausch der Verwandlung
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mir das erlauben?« »Aber selbstverständlich.« Ganz leicht scheint es dem alten Mann doch nicht zu werden, er zögert sich noch eine kleine Pause heraus, indem er aus der Tasche seine Shagpfeife holt und sie umständlich stopft. Seine Finger – ist es Alter oder Bewegung? – zittern merkwürdig dabei. Endlich hebt er den Kopf und sagt klar: »Was ich Ihnen zu sagen habe, betrifft Miss Christiana.« Er zögert wieder. Frau van Boolen spürt ein leises Erschrecken. Sollte wirklich der fast siebzigjährige Mann ernstlich daran denken … Es ist ihr schon aufgefallen, daß ihn Christine sehr beschäftigt, sollte das tatsächlich so weit gehen, daß er … aber da hebt schon scharf und inquisitiv Lord Elkins den Blick und fragt: »Ist sie wirklich Ihre Nichte?« Frau van Boolen sieht beinahe beleidigt. »Selbstverständlich.« »Und heißt sie tatsächlich van Boolen?« Nun wird Frau van Boolen ernstlich verwirrt. »Nein, nein… sie ist doch meine Nichte, nicht die meines Mannes, die Tochter meiner Schwester in Wien … aber ich bitte Sie, Lord Elkins, Sie meinen es doch freundschaftlich mit uns, was bedeutet diese Frage?« Der Lord sieht tief und angelegentlich in die Pfeife hinein, es scheint ihn ungeheuer zu interessieren, ob der Tabak gleichmäßig glüht, umständlich stopft er ihn mit dem Finger zurecht. Dann erst, ganz in sich gebückt, beinahe ohne die schmalen Lippen zu öffnen, sagt er, als ob er zu der Pfeife redete: »Weil… nun weil mit einmal ein ganz sonderbares Gerede hier aufgekommen ist, als ob … hielt ich es für meine Freundespflicht, der Sache auf den Grund zu gehen. Nachdem Sie mir sagen, daß sie wirklich Ihre Nichte ist, ist für mich der ganze Schwatz erledigt. Ich war sofort überzeugt, daß Miss Christiana unfähig sei, eine Unwahrheit zu sagen, es war nur… nun, die Leute hier reden so sonderbare Dinge.« Frau van Boolen spürt sich blaß werden, ihre Knie zittern. »Was … seien Sie ganz offen … was sagen die Leute?« Die Pfeife glüht langsam an, roter runder Kreis. »Nun, Sie wissen ja, jene Art Gesellschaft, die eigentlich keine ist, tut immer rigoroser als die wirkliche. Dieser kalte Laffe Trenkwitz zum Beispiel empfindet es als persönliche Beleidigung, mit jemandem an einem Tisch gesessen zu sein, der nicht von Adel ist und dazu kein Geld hat, es scheint, er 88
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Rausch der Verwandlung
Titel
Rausch der Verwandlung
Autor
Stefan Zweig
Datum
1982
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
204
Kategorien
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