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Rausch der Verwandlung
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Nun hätte ich das gern verhindert, denn – Sie haben das wohl bemerkt – ich schätze Ihre Nichte ganz außerordentlich … ganz außerordentlich, und ich wäre glücklich, könnte ich ihr, die so wunderbar arglos ist, eine Enttäuschung ersparen helfen.« Lord Elkins unterbricht. Sein Gesicht wird im Nachdenken plötzlich wieder alt und grau. »Ob ich sie auf die Dauer werde schützen können, das… das kann ich nicht versprechen. Das hängt… das hängt von den Umständen ab. Aber jedenfalls wünsche ich den Herrschaften sichtbar zu zeigen, daß ich sie mehr achte als diese ganze Geldkrapüle und daß, wer sich eine Ungezogenheit gegen sie erlaubt, es mit mir persönlich zu tun hat. Es gibt eine Art Späße, die ich nicht dulde, und solange ich hier bin, mögen sich die Herrschaften in acht nehmen.« Er steht plötzlich auf, entschlossen und stramm, wie ihn Frau van Boolen nie gesehen. »Gestatten Sie«, fragt er formell, »daß ich jetzt Ihr Fräulein Nichte zu einer Autotour bitte?« »Aber selbstverständlich.« Er verbeugt sich und geht – verblüfft blickt Frau van Boolen ihm nach – auf das Schreibzimmer zu, die Wangen gerötet wie von scharfem Wind, die Hände fest geballt; was will er, staunt Frau van Boolen ihm noch ganz betäubt nach. Christine schreibt und hört ihn nicht kommen. Er sieht nur von rückwärts das helle schöne Haar über dem gebeugten Nacken der Schreibenden, sieht die Gestalt, die nach Jahren und Jahren wieder Begehrlichkeit in ihm erweckt. Armes Kind, denkt er, ganz sorglos ist sie, sie weiß nichts, aber sie werden dich schon irgendwie anpacken, und man kann dich nicht schützen. Leise rührt er ihre Schulter. Christine staunt auf und erhebt sich sofort respektvoll: vom ersten Augenblick an hatte sie immer und immer wieder das Bedürfnis, diesem außerordentlichen Mann sichtliche Verehrung zu erweisen. Er zwingt dem gepreßten Mund gewaltsam ein Lächeln ab: »Ich komme, liebes Fräulein Christiana, heute mit einer Bitte. Mir geht es heute nicht gut, Kopfschmerzen seit frühmorgens, ich kann nicht lesen, nicht schlafen. Da dachte ich, vielleicht tut mir frische Luft gut, ein Ausflug im Auto, und gewiß täte es mir am besten, wenn Sie mir dabei Gesellschaft leisteten. Von Ihrer Frau Tante habe ich bereits die Erlaubnis, Sie zu bitten. Wenn Sie also wollten?… « »Aber natürlich … Es ist mir doch nur eine … Freude, eine Ehre … « »Dann gehen wir.« Zeremoniell bietet er ihr den Arm. Es wundert und 90
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Rausch der Verwandlung
Titel
Rausch der Verwandlung
Autor
Stefan Zweig
Datum
1982
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
204
Kategorien
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