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Rausch der Verwandlung
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wird nicht so arg sein. Doch keine Depesche von Dicky oder Alwin?« »Nein, aber mach doch schon einmal fertig! Anziehen kannst du dich später.« »Nun?« Anthony legt endlich den Kamm hin und setzt sich ergeben ins Fauteuil. »Nun, was ist denn los?« »Etwas Furchtbares ist passiert. Christine muß unvorsichtig gewesen sein oder eine Dummheit gemacht haben, alles ist aufgeflogen, das ganze Hotel spricht davon.« »Ja, was denn ist aufgeflogen?« »Nun, das mit den Kleidern… Daß sie meine Kleider trägt, daß sie wie ein Ladenmädel hergekommen ist und wir sie von Kopf bis Fuß angezogen und als noble Dame präsentiert haben – alles mögliche reden die Leute… Jetzt weißt du auch, warum uns die Trenkwitz geschnitten haben … natürlich sind sie wütend, weil sie doch etwas vorgehabt haben mit ihrem Sohn und meinen, wir hätten ihnen was vorgeschwindelt. – Jetzt sind wir kompromittiert vor dem ganzen Hotel. Irgendeine Dummheit muß das ungeschickte Ding gemacht haben! Mein Gott, was für eine Schande!« »Wieso Schande? Alle Amerikaner haben arme Verwandte. Ich möchte mir nicht die Neffen von Guggenheims oder gar die von Roskys unter der Lupe anschauen, von diesen Rosenstocks, die aus Kowno gekommen; ich wette, die sehen noch ganz anders aus. Ich verstehe nicht, warum das eine Schande sein soll, daß wir sie anständig angezogen haben.« »Weil … weil … « Claire wird in ihrer Nervosität immer lauter, »weil sie doch recht haben, daß so jemand nicht hierher gehört, nicht in die Gesellschaft … Ich meine, jemand, der … der sich eben nicht so benehmen kann, daß man’s nicht merkt, woher er kommt … Es ist ihre Schuld … hätte sie sich nicht so auffällig gemacht, so hätt’ man’s nicht bemerkt, wäre sie bescheiden geblieben, so wie anfangs … Aber immer hin und her, immer obenauf und bei allem voran, mit allen muß sie reden, sich beimengen, überall dabei sein und überall voran. Mit jedem gleich Freund … da ist es kein Wunder, daß die Leute schließlich fragen, wer ist sie eigentlich und woher, und jetzt … jetzt ist der Skandal fertig. Alle reden sie davon und machen sich lustig über uns … schreckliche Dinge reden sie herum.« Anthony lacht behaglich und breit: »Laß sie nur reden … es ist mir gleichgültig. Sie ist ein braves Mädel, ich hab’ sie trotz allem gern. Und ob sie arm ist oder nicht, geht keinen einen Dreck an. Ich habe mir von niemand hier einen Penny geborgt und pfeife darauf, ob sie uns nobel finden oder nicht. Wem bei uns was nicht recht ist, soll’s eben bleiben lassen.« 94
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Rausch der Verwandlung
Titel
Rausch der Verwandlung
Autor
Stefan Zweig
Datum
1982
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
204
Kategorien
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