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Rausch der Verwandlung
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»Aber mir ist es nicht gleichgiltig, mir nicht.« Claires Stimme wird, ohne daß sie es merkt, immer schriller. »Ich laß mir nicht nachreden, ich hätte die Leute hereingelegt und irgendein armes Mädel als Herzogin vorgestellt. Ich laß mir’s nicht gefallen, daß wir jemand wie den Trenkwitz einladen und der Flegel mir den Portier schickt, statt sich zu entschuldigen. Nein, so lang’ wart ich nicht, daß die Leute vor uns kehrt machen, das hab ich nicht nötig. Ich bin, weiß Gott, zu meinem Vergnügen hergekommen und nicht, um mich zu ärgern und mich aufzuregen. Ich laß mir das nicht gefallen.« »Und was –« er deckt mit der Hand ein kleines Gähnen zu, »was willst du also tun?« »Abreisen!« »Wie?« Unwillkürlich reißt sich der sonst so Schwerfällige auf, als habe ihm jemand schmerzhaft auf die Zehen getreten. »Ja, abreisen, und morgen früh noch. Die Leute werden sich irren, wenn sie glauben, daß ich ihnen ein Theater vormachen werde, ihnen Erklärungen abgeben, wieso und warum und mich am Ende noch entschuldigen. Das müßten schon andere Herrschaften sein als diese Trenkwitz und so weiter. Die Gesellschaft hier paßt mir ohnehin nicht, außer Lord Elkins eine zusammengewürfelte, langweilige, laute Mittelmäßigkeit, von denen lasse ich mich nicht durch die Lippen ziehen. Ohnehin tut’s mir nicht gut hier, die zweitausend Meter hoch machen mich ganz nervös, ich kann nicht schlafen in der Nacht – natürlich, du merkst das nicht, du legst dich hin und schläfst schon, eine Woche lang wünschte ich mir deine Nerven! Drei Wochen sind wir jetzt hier – genug und übergenug! Und was das Mädel betrifft, so haben wir Mary gegenüber reichlich unsere Pflicht getan. Wir haben sie eingeladen, sie hat sich amüsiert und erholt, zuviel sogar, aber jetzt Schluß. Ich brauche mir keinen Vorwurf zu machen.« »Ja, aber wohin … wohin willst du denn so plötzlich?« »Nach Interlaken! Dort ist nicht so hohe Luft, dort treffen wir auch die Linseys, mit denen wir am Schiff so guten talk gehabt haben. Das sind doch wirklich nette Menschen, anders als dieser gemischte Trubel hier, und vorgestern erst haben sie mir geschrieben, wir sollen doch kommen. Wenn wir morgen früh fahren, so können wir zum dinner schon mit ihnen sein.« Anthony widerstrebt noch ein wenig. »Immer alles so plötzlich! Müssen wir denn schon morgen fahren? Wir haben doch genug Zeit!« Aber bald gibt er nach. Er gibt immer nach aus alter Erfahrung, daß Claire, wenn sie etwas heftig will, unverweigerlich immer ihren Willen durchsetzt 95
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Rausch der Verwandlung
Titel
Rausch der Verwandlung
Autor
Stefan Zweig
Datum
1982
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
204
Kategorien
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