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Reflexiver Kosmopolitanismus - Entwicklung einer Forschungsgemeinschaft durch den philosophischen Dialog
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14 REfLExIvER KoSMoPoLITANISMUS das Konzept des Kosmopolitanismus: Die Entwicklung vom Kosmopolitanismus als idee Kosmopolitanismus hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Das Wort selbst stammt vom griechischen Wort „kosmopolites“ und geht auf Diogenes von Sinope zurück, der sich selbst als „Weltbürger“ bezeichnete. In diesem frühen westlichen Kontext wurde Kosmopo- litanismus mit zwei Aspekten verknüpft – mit einem Freiheitsanspruch (frei von den Fesseln lo- kaler, kultureller und politischer Einflüsse) und mit der Idee des Weltbürgertums, die den ganzen Erdkreis als Heimat betrachtet. Beide Dimensionen blieben in der westlichen Tradition des Kos- mopolitanismus als Leitgedanken erhalten. 100 Jahre später, im dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, entwickelten die Stoiker eine Form des Kosmopolitanismus, die im Wesentlichen politischer Natur war. Anstatt Schwerpunkte nur auf die Ablehnung der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zu richten, betonten die Stoiker die moralische Verpflichtung, die Gesellschaft gemäß kosmopolitischer Prinzipien zu rekonstruieren – diese Neuorganisation der Gesellschaft basierte nicht auf lokalen Traditionen oder Gehorsamkeit, sondern auf moralischen Werten und auf der Liebe zur Humanität1. Hier lag die Betonung auf den Gemeinsamkeiten des Menschseins. Dieser Aspekt des Kosmopolitanismus erblühte in der Zeit der Aufklärung und nahm die Ge- stalt eines Universalismus an, der die „Deklaration der Menschenrechte“ von 1789 und Kants Idee eines „Bündnisses der Nationen“2 miteinbezog. Was die Darstellung des Kosmopolitanismus in der Aufklärung anbelangt, haben wir allen Menschen gegenüber, mit denen wir den Planeten teilen, Verpflichtungen. Dies geht über die lokalen Pflichten hinaus, da wir Menschen sind und unser aller Leben in vielfältiger Weise miteinander verbunden ist. Mit den Worten Voltaires heißt es: „Genährt von den Produkten ihres Bodens, in ihren Stoffen gekleidet… warum sollten wir es vernachlässi- gen, den Geist dieser Völker zu verstehen, wo doch unter ihnen europäische Händler auf Reisen gingen, sobald sie einen Weg fanden, um zu ihnen zu gelangen?“3 Das 18. Jahrhundert nahm den Kosmopolitanismus sehr ernst: „Nicht nur der Wert des menschlichen Lebens, sondern auch der Wert jedes einzelnen individuellen Lebens war wesentlich, das bedeutet, Interesse an der Praxis und den Vorstellungen, die ihnen Bedeutung verleihen, zu zeigen. Menschen sind verschieden, das wissen die Weltbürger, und von diesen Unterschiedlichkeiten können wir viel lernen.“4 Über diese lange Geschichte hinweg bis heute haben die verschiedenen kosmopolitischen Ansätze zwischen der bloßen Anerkennung von menschlichen Unterschieden und zwischen un- serer moralischen Verpflichtung dem Anderen gegenüber unterschieden. Mit der linguistischen Wende und ihrer Kritik am Universalismus wurden neue Wege beschritten, um Beziehungen zwi- schen lokal und global, partikulär und universell aufzubauen. Man wollte von der Anerkennung von Diversität und von kultureller Verortung ausgehen. Neue Konzeptionen von Kosmopolita- nismus entwickelten sich, die den Fokus darauf legten, wie wir eine moralisch-soziale Sphäre (lokale und globale Gesellschaft) gestalten könnten, die der menschlichen Besonderheit und Diversität volle Anerkennung zugesteht. Über eine multikulturelle Konzeption von Kosmopolitanismus hinausgehend, die sich als hermeneutische Aufmerksamkeit für den Anderen (Diese betont den Dialog zwischen den Kultu- ren, einfühlsames Verständnis für den Anderen und die gemeinsame Verantwortung für mensch- liches Befinden, die kulturübergreifend für alle gelten.) ausdrückt, betonen zeitgenössische Formen eines kritischen Kosmopolitanismus die Art und Weise, wie das eigene Selbst durch 1 Delanty, Gerald: The Cosmopolitan Imagination. Cambridge University Press, Cambridge 2009. S. 20f. und Nussbaum, Martha: The Fragility of Goodness. 2nd edition, Cambridge University Press, Cambridge 2001. 2 Appiah, Kwame Anthony: Cosmopolitanism: Ethics in a World of Strangers. W. W. Norton & Company, New York 2006. , S. xiv. 3 Ebda. S. xv. 4 Ebda. S. xv.
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Reflexiver Kosmopolitanismus Entwicklung einer Forschungsgemeinschaft durch den philosophischen Dialog
Titel
Reflexiver Kosmopolitanismus
Untertitel
Entwicklung einer Forschungsgemeinschaft durch den philosophischen Dialog
Herausgeber
Ediciones La Rectoral
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-SA 4.0
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
190
Kategorien
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