Seite - 43 - in Reflexiver Kosmopolitanismus - Entwicklung einer Forschungsgemeinschaft durch den philosophischen Dialog

ELLA (HANDbUCH) 43 ELLA (HANDbUCH) Episode 1 Leitgedanke 1: Sprache Oft wachsen Kinder in wichtigen Perioden ihrer Entwicklung in zwei oder mehreren kul- turellen Umgebungen auf. Es kommt vor, dass Kinder mit ihren Eltern in andere Länder ziehen, da dies aus beruflichen Gründen notwendig ist oder sie haben Eltern, die aus unterschiedlichen Kulturen kommen. Manchmal mussten Eltern auswandern und ihre Hei- mat verlassen, da sie dort verfolgt, misshandelt und gefoltert wurden. Einige Kinder sind Kinder von Staatenlosen oder Asylsuchenden, Flüchtlingen, die aus ihrem Land aufgrund von politischer Verfolgung, Krieg, Hunger, Gewalt oder Naturkatastrophen geflohen sind. Manche Kinder sind von ihren Eltern aus anderen Ländern adoptiert worden. Ein wichtiges Ziel von Erziehung in einer globalen Welt ist es, zwischen Weltanschau- ungen Brücken zu schlagen – dies bedeutet das Bewusstsein für die Bedeutung kultureller und sprachlicher Vielfalt zu schärfen sowie die Notwendigkeit, Rassismus, Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen. Die Fähigkeit, durch philosophisches Fragen, Forschen und durch den Dialog kri- tisch, kreativ, einfühlsam und fürsorglich („caring thinking“) zu denken, zeigt auch den Zusammenhang zu Demokratieverständnis – stellt die Demokratie in den Mittelpunkt von Erziehung und trägt so zur Bewältigung der großen Herausforderungen gegenwärtiger Entwicklungen bei. Durch die folgende Geschichte können Kinder die Welten von Kindern aus unter- schiedlichen Ländern und Kulturen erkunden, sowie die unterschiedlichen Sprachen, kul- turellen Hintergründe und unterschiedlichen Ansichten und Perspektiven kennenlernen. Isaak ist neu in der Schule, er ist in einem fremden Land und muss auch noch eine andere Sprache lernen. Seine Eltern kommen aus Südafrika und so muss ihr Sohn neue Wege der Kommunikation finden. Isaak wächst gleichzeitig in zwei Kulturen auf, was ziem- lich schwierig für ihn ist. Er findet sich umgeben von Kindern, die seine Sprache nicht ver- stehen. Obwohl er auch ein wenig Englisch spricht, verstehen die Kinder in seiner Klasse lediglich einige Phrasen. Einerseits geht er sehr gerne in die Schule und freut sich darüber, neue Freundinnen und Freunde kennenzulernen; andererseits ist es schwierig, weil er sich mit seiner Spra- che nicht verständlich machen kann. Ella versucht sich in ihn hineinzuversetzen und sich vorzustellen, wie es wäre, in einer neuen Klasse in einem fremden Land zu sein. Alle Sprachen sind Zeichensysteme und der Begriff „Sprache“ wird als Synonym für „Zeichensystem“ gebraucht. Es gibt viele verschiedene Zeichensysteme, wie zum Bei- spiel: Mathematische Zeichensysteme, musikalische Notationen, Computersprachen etc. Sprache kann als ein Zeichensystem betrachtet werden, das Gedanken ausdrückt. Wir unterscheiden zwischen der Semantik, die sich mit der Bedeutung, d.h. mit der Bezie- hung zwischen dem Zeichen und dem Bezeichneten beschäftigt, der Pragmatik, die sich mit dem Gebrauch, also mit der Beziehung von Zeichen und Verwender des Zeichens, dem Sprecher auseinandersetzt, und der Syntax, die die Struktur der Sprache, ihre Gram-