Seite - 80 - in Reflexiver Kosmopolitanismus - Entwicklung einer Forschungsgemeinschaft durch den philosophischen Dialog

80 REfLExIvER KoSMoPoLITANISMUS 6. Wenn ich dir nahe bin, bist du mir nahe. 7. Mein Klassenkollege lässt mich seinen roten Stift verwenden, wenn ich ihn meinen schwarzen Stift verwenden lasse. 8. Meine Klassenkollegin leiht mir ihre Notizen, wenn ich eine Stunde versäumt habe, wenn ich dasselbe für sie mache. 9. Ich helfe dir mit deiner Mathematikhausübung, wenn du mir mit meiner Eng- lischhausübung hilfst. 10. Wenn dich ein Freund zu einer Party einlädt, lädst du ihn ins Kino ein. 11. Wenn ein Muffin gleich viel kostet wie ein Brötchen, dann kostet ein Brötchen gleich viel wie ein Muffin. 12. Wenn dir deine Großmutter ein Geschenk gibt, gibst du ihr einen Kuss. 13. Wenn du dich gut benimmst, werde ich dir Süßigkeiten geben. 14. Wenn dich jemand schlägt, schlägst du zurück. 15. Wenn dir ein Nachbar hilft, die Einkäufe zu tragen, gibst du ihm einen Teil der Einkäufe. 16. Wenn deine Nachbarin lächelt, lächelst du zurück. 17. Wenn dir dein Vater Mittagessen macht, machst du ihm einen Kaffee. 18. Wenn jemand für dich aufsteht, weil du einen Gips hast, wirst du das nächste Mal für jemanden aufstehen. . Leitgedanke 3: Gegenseitigkeit und Vergeltung Manche Menschen argumentieren, dass Handlungen, die von Vergeltung motiviert wer- den, gerechtfertigt sind, wenn es bedeutet, eine vorangehende negative Aktion gleicher- maßen zurückzugeben. Wenn Vergeltung eine Art von Gegenseitigkeit ist, müssen wir folgende Fragen stellen: Ist es fair? Ist es richtig, auf eine negative Handlung mit einer anderen negativen Handlung zu reagieren? – Kann man dies mit dem Tausch von Geld gegen Ware vergleichen? Ist es richtig, dem Spruch „Aug um Aug und Zahn um Zahn“ zu folgen? Schülerinnen und Schüler denken darüber nach, wie sie diesen Situationen begegnen sollen, wenn sie im alltäglichen Leben vorkommen. Sie müssen auch reflektieren, welche Kriterien sie für eine angemessene Reaktion auswählen, welche Mittel sie verwenden und welche Konsequenzen sich aus ihren Handlungen ergeben. Sie sollten verstehen, dass die Konsequenzen jeder Handlung mit den Mitteln, die für Handlungen verwendet werden, verknüpft sind. Dieser Diskussionsplan könnte helfen, dass Schülerinnen und Schüler sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Diskussionsplan: Gerecht sein – ausgleichen – sich revanchieren Diskutiert die folgenden Fragen, aber seid euch bewusst, dass ihr diese nicht be- antworten müsst. Die Fragen sollen zu einem philosophischen Dialog anregen und sollen nicht mit ja oder nein beantwortet werden. Es sollen Begründungen gebracht werden, um kritisches Denken zu fördern und um das Thema „Gerechtigkeit“ und „gerecht sein“ kritisch zu reflektieren. 1. Wenn dich jemand verletzt, hast du dann das Recht, denjenigen auch zu verlet- zen? Wäre das fair? 2. Musst du, um einen Ausgleich zu schaffen, jemanden, der dich verletzt hat, auch verletzen? Wäre das fair?