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terschieden wird. Kurzum wird dargelegt, dass nur Drittstaatsangehörige
und Staatenlose als aufenthaltsrechtlich nicht privilegierte Migrant*innen
für die vorliegende Arbeit in Frage kommen und untersucht werden.9
Irreguläre Migration tritt in der Regel dann auf, wenn Personen ohne
Einreise- bzw Aufenthaltsrecht in das Staatsgebiet eines Staates einreisen
und/oder sich dort aufhalten. Die Bewegungsfreiheit der Personen wird so-
dann durch die Normen der Staaten eingeschränkt. „Thus, irregular migra-
tion is not an independent social phenomenon but exists in relation to
state policies and is a social, political and legal construction“.10 Das Kon-
zept irregulärer Migration zeichnet sich durch zwei Merkmale aus. Erstens
muss ein Staat nach den Regeln des Staats- und Völkerrechts über ein
Staatsgebiet, eine Bevölkerung und eine effektive Regierung verfügen,11
damit er die Zuwanderung auf sein Hoheitsgebiet kontrollieren kann. Da-
bei handelt es sich um einen Kernbereich der Staatssouveränität.12 Zwei-
tens ist das Konzept irregulärer Migration ein durch Normen geschaffenes
politisches und soziales Phänomen.13 Die aufenthaltsrechtliche Irregulari-
tät von Migrant*innen entsteht durch die von Staaten erlassenen Nor-
men.14 Festzuhalten ist, dass das Konzept irregulärer Migration daher auf
jene Staaten übertragbar ist, die die Zuwanderung auf ihr Hoheitsgebiet
durch rechtliche Normen regulieren,15 worunter jedenfalls alle Mitglied-
staaten der EU fallen. Darüber hinaus schließt irreguläre Migration eine
zeitliche Komponente mit ein, da Rückführungen, Regularisierungen oder
9 Siehe Kapitel 1.A.II. und Kapitel 1.E.
10 Düvell, Paths into Irregularity: The Legal and Political Construction of Irregular
Migration, EJML 2011, 275 (276); vgl auch Tapinos, Irregular Migration in OECD
(Hrsg), Combating the Illegal Employment of Foreign Workers (2000) 13.
11 Vgl Jellinek, Allgemeine Staatslehre3 (1914) 394ff und Shaw, International Law8
(2017) 156ff.
12 Siehe Kapitel 1.A. und Kapitel 1.E.
13 Vertiefend Willen, Toward a Critical Phenomenology of “Illegality”: State Power,
Criminalization, and Abjectivity among Undocumented Migrant Workers in Tel
Aviv, Israel, International Migration 2007, 8.
14 Vgl Błuś, Beyond the Walls of Paper. Undocumented Migrants, the Border and
Human Rights, EJML 2013, 413 (424ff); Koser, International Migration (2007)
54f. Zutreffend Carrera/Guild, Addressing Irregular Migration, Facilitation and
Human Trafficking: The EU’s Approach in Carrera/Guild (Hrsg), Irregular Migra-
tion, Trafficking and Smuggling of Human Beings (2016) 1 (3f); sowie Klarmann,
Aspekte migrationsspezifischer Illegalisierung im Unionsrecht in Thym/Klarmann
(Hrsg), Unionsbürgerschaft und Migration im aktuellen Europarecht (2017) 127.
15 Angenedt, Irreguläre Migration als internationales Problem, SWP Studie v De-
zember 2007, https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2
007_S33_adt_ks.pdf (10.10.2018) 11. A. Problemaufriss
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https://doi.org/10.5771/9783748902720, am 28.01.2020, 12:12:37
Open Access - - https://www.nomos-elibrary.de/agb
Regularisierungen irregulär aufhältiger Migrantinnen und Migranten
Deutschland, Österreich und Spanien im Rechtsvergleich
- Titel
- Regularisierungen irregulär aufhältiger Migrantinnen und Migranten
- Untertitel
- Deutschland, Österreich und Spanien im Rechtsvergleich
- Autor
- Kevin Fredy Hinterberger
- Verlag
- Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
- Ort
- Baden-Baden
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7489-0272-0
- Abmessungen
- 15.3 x 22.7 cm
- Seiten
- 514
- Kategorie
- Recht und Politik