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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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auchaufSchaukalskritischeSchriftenzu.Allerdingshandelt es sichbeiKanon undTraditionumkomplementäreKategorien.Nachwie vor orientiert sich das interessierte Leseklientel an der Selektion von Kritikerautoritäten. Auchwenn aktuelleKanonlistenzeitgenössischeWerkeeinbeziehen, spieltdieVerbindung vonTraditionundKanon eine grundlegendeRolle für die Etablierungdes kul- turellen Gedächtnisses und für die Erzeugung von Kohärenz. Nach Assmann liegt die Bedeutung von Kanons in der stabilisierenden Festlegung auf Texte, die im Fluss der Tradition schriftlich geprägter Gesellschaften verloren zu gehen drohen und als Gemeinschaftsstabilisatoren dem Vergessen entrissen werden.115 Nationale Identifikatoren, auch aus demBereich der Literatur, ste- hen ineinem ‚grenzenlosenEuropa‘hoch imKurs. Kanons erfüllen für die jeweilige Gegenwart, von der aus sie konstituiert werden, und für dieAgenten einer bestimmten literarischenAusrichtung Zwe- cke, die über die Festlegung auf ästhetischeVorbilder hinausgehen. Diese be- stehen laut Robert Charlier, der damit indirekt auch auf Assmann rekurriert, einerseits inder „Selbst- undFremdvergewisserungvonSprach-undKulturge- meinschaften“. Andererseits könnten Kanondebatten bestehende Traditionen hinterfragenundsomitalsReflexeaufkulturelleKrisengewertetwerden.116 In jedemFallgehtdieKonstituierungvonKanonsmitMachtausübungkon- form,wie sich nicht nur auf dem literarischenMarkt, sondern auch in sprach- politischer Hinsicht zeigt, wenn etwa Dialekte dem Standard weichen und Minderheitensprachenkulturell homogenisiert undzumVerschwindengebracht werden.117 Im18. JahrhundertwarendieKontroversendarüber,welcheVariante desDeutschensichals Schriftsprachedurchsetzen solle, engmitderFragenach der ‚mustergültigen‘SprachverwendungunddemmoralischenGehalt in literari- schenTextenverbunden. Im Italiendes 16. Jahrhunderts beeinflusste derRück- griff auf die Sprache in den Werken der tre corone (Dante, 1265–1321, Boccaccio, 1313–1375undPetrarca, 1304–1374)diequestionedella lingua, also dieFragenachderFestlegungeinerVariantedes ItalienischenalsSchriftspra- che, zugunstendes Toskanischen.Der Rückbezug auf die dreiDichter des 13. 115 Vgl. Ralf Zschachlitz: „Kanonische Stillstellung“, „Symbolisches Kapital“, „Dialektik im Stillstand“ – zur Kanontheorie bei Jan Assmann, Pierre Bourdieu undWalter Benjamin. In: Kanon heute. Literaturwissenschaftliche und fachdidaktische Perspektiven. Hg. von Christof HamannundMichaelHofmann.Baltmannsweiler 2009,S. 13–28,hierS. 15–16. 116 Robert Charlier: Klassikermacher. Goethes. Berliner ‚Agenten‘der literarischenKanonbil- dung. In:Kanonbildung,S.51–69,hierS. 51–52. 117 Vgl.MichaelHofmann: Für einen offenenKanon.Überlegungen imAnschluss andie ak- tuelleKanon-Diskussion. In:Kanonheute,S. 29–42,hierS.31. 1 Biographie:GattungundTheorieamBeispielRichardSchaukals 31
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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