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sichalsoausderübereinstimmendenTätigkeitalsDichterinnenundDichteroder
im Bereich der Institutionen des Literaturbetriebs sowie aus dem schriftlichen
AustauschüberdiesbezüglicheThemen.Daessich indiesemFallumeinegroße
Zahlhandelt (wie erwähnt, immerhinmehrals 300Personenvonüber 900Kor-
respondenzpartnern)undSchaukalsKontakteuntereinanderüberwiegend infor-
mellmiteinander verbundenwaren, also keine organisierten Gruppen bildeten,
wird kein abgeschlossenesNetzwerk erforscht. Die Netzwerke sind als „Gebilde
von einer ‚mittleren‘ Konsistenz“ zu bezeichnen und stellen „weder einmalige
und zufällige Beziehungen noch organisatorisch festgefügte Institutionen“ dar,
sondernunterschiedliche, losemiteinanderverbundeneGefüge.156
Die Auswahl der Akteure variiert undwird entsprechend der ‚nominalisti-
schen‘netzwerktheoretischenMethodegetroffen;nichtdasGruppenempfinden
oder eine Institution, sonderndas Forschungsinteresse bestimmtdie Selektion
der Personen.157 Da Richard Schaukal im Zentrum positioniert ist, handelt es
sich indenmeistenFällenumdieStrukturvon„Ego-Netzwerken“, dieauchals
persönlicheoderego-zentrierteNetzwerkebezeichnetwerden.158Diese fokussie-
ren nicht die Gesamtstruktur, sondern den personal order in einer durch per-
sönliche und direkte Kontakte geprägten Lebenswelt des Individuums.159 „Je
größerdasNetzwerk ist, jemehrAlteri darin vertreten sind, die sichnicht ken-
nen,und je verschiedenartiger dieAlteri inBezugauf ihre sonstigenMerkmale
sind,desto leistungsfähiger ist einEgo-Netzwerkals Informationslieferant,und
desto stärker ist seine mobilisierende, verändernde Wirkung auf ein Indivi-
duum.“160 Mit Blick auf die Netzwerke, in denen sich Schaukal bewegte, soll
ebenjene Leistungsfähigkeit überprüft und die Frage beantwortet werden,wie
sichdieVernetzungaufseineschriftstellerischeTätigkeitauswirkte.
Personen-NetzwerkewerdenvonAkteuren (Knoten)gebildet, ihreVerbindun-
gen(Kanten)sindausschlaggebendfürdieNetzwerkabgrenzung.Hinzukommen–
neben den unterschiedlichen Positionen der Akteure in denNetzwerken (zentral
oderperipher)–weitere relationaleMerkmalederKanten,diedasNetzwerkstruk-
turieren.Dazuzählen
(1) symmetrischeundasymmetrischeVerbindungenunterdenAkteuren,
(2) dieDichtederNetzwerke,
(3) uniplexeundmultiplexeAustauschbeziehungensowie
(4) starkeundschwacheKonnexe.
156 Osterhammel:DieVerwandlungderWelt,S. 1010.
157 Vgl. Jansen:EinführungindieNetzwerkanalyse,S.72.
158 Schweizer:Muster sozialerOrdnung,S. 169.
159 Vgl. Jansen:Einführung indieNetzwerkanalyse,S.43–44.
160 Jansen:EinführungindieNetzwerkanalyse,S.44.
42 Einleitung:WiderspruchsgeisteinesBeamtendichters
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Titel
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Autor
- Cornelius Mitterer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorien
- Weiteres Belletristik