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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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AutonomievonliterarischenTextenundderAuffassung,dassdiesenur literatur- wissenschaftlich gelesen oder interpretiert werden könnten.175 Auf der anderen Seitemisst der Soziologemit seinerMethode dem literarischenWerk einenwe- sentlichenNutzen fĂŒrdieSozioanalysebei.Mehrnoch,Bourdieuwertetdas lite- rarischeSchreibenauf,dennesvermag„diegesamteKomplexitĂ€t einerStruktur und Geschichte, die die wissenschaftliche Analyse mĂŒhsam auseinanderfalten undentwickelnmuß, inderkonkretenSingularitĂ€t einer sinnlichenwiesinnlich erfaßbarenGestalt und einesAbenteuers [...] zu konzentrierenund zuverdich- ten.“176 Die Arbeit an der Form und die rein Ă€sthetische Kontur literarischer Texte sind fĂŒr Bourdieu essentielle Faktoren fĂŒr dieHervorbringungder darge- stelltenWelt.177 Siewirdals gelungenbetrachtet,wennsie ein sinnlichesNach- empfindenermöglicht. FĂŒrBourdieu stellt die sozialeWelt eineabstrakte rĂ€umlicheEntitĂ€t dar, die sich aus dynamischen Feldern zusammensetzt (zumBeispiel ‚Kultur‘ oder ‚Bil- dung‘),welchesichwiederuminSubfelderunterteilen lassen(zumBeispiel ‚Lite- ratur‘ oder ‚UniversitĂ€t‘).178 Gleich einem physikalischen Kraftfeld stehen sie dauerhaftunterSpannung,dadiedarinagierendenAkteurenachdembestmög- lichen Platz streben (imWesentlichen nachmateriellem und ideellem Erfolg), sich innerhalb des Feldes also zu etablieren versuchen.Hinzu kommt, dass die Akteure in jedemFeld – und auch ihre Beziehungen zu diesem Feld – eine je eigeneDisposition aufweisen, einenur auf diesesFeld ausgerichtete spezifische Struktur ausGestalt, FunktionundGeltung. BedeutungundWert der Praktiken eines jedenAkteurskönnen,wennsievoneinemFeldaufeinanderesĂŒbertragen werden, in ihr Gegenteil umschlagen.179 Ein bildungsbĂŒrgerlicher Habitus fĂŒhrt beispielsweise im politischen Feld zu ganz unterschiedlichen, von Partei und WĂ€hlerklientelabhĂ€ngigenErfolgen. AusgehendvoneinerkomplexenundrelationalenFeldstrukturdersozialen Welt, inder sichPersonen inundzudenFeldernsowiezuallenbeteiligtenAk- teuren (selbst) positionieren, verwirft Bourdieu die geschichtsphilosophische Annahme von linearen Lebenswegen, die in dermodernen ErzĂ€hlliteratur seit WilliamFaulkners (1897–1962) The Sound and the Fury (1929) zurĂŒckgewiesen 175 Vgl.Bourdieu:DieRegelnderKunst,S. 10. 176 Bourdieu:DieRegelnderKunst,S. 53. 177 Vgl.Bourdieu:DieRegelnderKunst,S. 179. 178 Vgl. Bourdieu: Die feinenUnterschiede, S. 277. In dieser Arbeit wird von einer weiteren Unterteilung inSubfelder abgesehen.Bourdieuordnet demkulturellenFelddie Subfelder ‚Li- teratur‘, ‚Musik‘und ‚bildendeKunst‘zu. 179 Vgl.Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 164. 3 SozialeWeltundgeistigerRaum 47
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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